Hürdenlauf für den Job

Spätaussiedler trainieren für den deutschen Arbeitsmarkt

Ein unbekanntes Land, eine fremde Sprache, ein anderes Sozialsystem: Für Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion gibt es in Nordrhein-Westfalen viele Hürden zu überwinden. Was die Menschen in der Landesstelle Unna-Massen am meisten beschäftigt, ist die Frage nach ihrer beruflichen Zukunft in der neuen Heimat. Hilfe bieten soll nun das Projekt „Trainingsmaßnahme Arbeit und Beruf in Deutschland“. Das freiwillige Training dauert eine Woche und wird erstmalig in Unna angeboten. Zurzeit lernen 32 Männer und Frauen Grundlegendes über „Arbeit und Beruf“. Bis zum Jahresende sollen es 480 sein. Angesichts der rund 5.200 Arbeit suchenden Migranten in NRW ist das allerdings nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Für mehr reichen unsere Kapazitäten nicht aus“, sagt Jürgen Kraska, Leiter der Landesstelle.

„Die Maßnahme kann den Teilnehmern viel für Arbeitssuche, Weiterbildung und Umschulung bringen“, sagt Michael Piewski, einer der beiden Lehrkräfte, die auf Russisch unterrichten. Die häufigste Frage der Teilnehmer sei: Was kann ich in Deutschland mit meiner Ausbildung anfangen? Da gibt es eine Psychologin, die in Russland ohne medizinischen Abschluss praktiziert hat, deren Qualifikation aber nicht ohne weiteres anerkannt wird. Und ein LKW-Fahrer fragte sich, ob sein Führerschein hier auch gültig ist.

Kurse über die deutsche Sprache sind beim Training in der Landesstelle nicht mit inbegriffen: Die werden in der Regel erst am späteren Wohnort erteilt. Hier zählt dann – wie bei der Jobsuche – die Eigeninitiative. Die meisten Spätaussiedler und jüdischen Migranten kommen aus aus Russland und Kasachstan. In Unna bleiben sie nur rund vier Wochen. „Wir möchten die Menschen nicht völlig unvorbereitet in ganz Nordrhein-Westfalen verteilen“, so Franz-Josef Ludwig von der Arbeitsagentur in Unna.

Nicht alle Aussiedler können für die Zukunft trainieren: Die Teilnehmer dürfen zwischen 20 und 50 Jahre alt sein und müssen mindestens drei Jahre Berufserfahrung nachweisen können. Eine einfache Hausfrau hätte ja auch kaum Chancen, in den Arbeitsmarkt eingebunden zu werden, so das Arbeitsamt Unna. Das Projekt soll auch im nächsten Jahr weitergeführt werden. GESA SCHÖLGENS