In die Tiefe mit den Altlasten

FRACKING Belastete Abwässer aus der Gasförderung sollen in Niedersachsen probeweise in ehemalige Erdgasfelder verpresst werden. Bürgerinitiative und Grüne fürchten Dauerlösung statt Probebetrieb

Behörde hält Verpressung in einstige Erdgasfelder für gangbar

Weitere Grundwassergefährdungen fürchten AnwohnerInnen der RWE-Dea-Erdgasförderstätten im niedersächsischen Landkreis Verden. Dort will RWE-Dea das am meisten schadstoffbelastete sogenannte Lagerstättenwasser probeweise in ein ausgefördertes Erdgasfeld verpressen. Das zuständige Landesbergamt prüft derzeit einen Antrag auf Verpressung von 10.000 Kubikmetern.

Eine Menge, die der örtlichen Bürgerinitiative (BI) „No Fracking“ für einen Probebetrieb „sehr groß dimensioniert erscheint“, wie Sprecher Andreas Noltemeyer sagt. Seine Sorge: Bei dem Versuch handele es sich tatsächlich um eine kostengünstige Form der Abwasserentsorgung. Auch Grünen-Landtagsfraktionschef Stefan Wenzel sieht eine „heimliche“ Entsorgung „unter dem Deckmantel des Probebetriebs“. In einer parlamentarischen Anfrage fordert er von der schwarz-gelben Landesregierung Aufklärung über das laufende Genehmigungsverfahren.

Erst im vergangenen Jahr war bei Verden Krebs erregendes Benzol aus Abwasserleitungen ins Erdreich gelangt. Das Benzol befindet sich bereits im sogenannten Lagerstättenwasser, das mit dem Erdgas an die Oberfläche gefördert wird. Dort wird das Wasser vom Gas getrennt, vorgereinigt und bislang wieder in den Untergrund verpresst. Aus den Rohren zur Verpressstelle allerdings trat Benzol aus – seit April saniert RWE Dea rund um die Pipeline, die mitten durch ein Wasserschutzgebiet führt.

Die Vorfälle hätten dennoch „zu keinerlei Konsequenzen geführt“, sagt Wenzel von den Grünen. Das neue Genehmigungsverfahren zeige, dass an der Entsorgung im Untergrund weiter festgehalten werde. Noltemeyer von der BI fordert, das „Gefahrgut Lagerstättenwasser“ direkt an den Förderstellen aufzubereiten und dann in die örtlichen Klärwerke zu leiten. „Die Anlagen dafür gibt es“, sagt er, „sie sind nur teuer.“ Diese Variante prüfe die Erdgasindustrie bereits, heißt es beim Landesbergamt. Die Verpressung in ausgeförderte Erdgasfelder hält man bei der Aufsichtsbehörde auch für gangbar: Das belastete Wasser werde so „wieder dorthin verbracht, wo es herkam“. THA