Auslandssemester in…
: Spanien: Dort gibt es ein innerspanisches Erasmus. Warum nicht auch hier?

Warschau, Lyon und Athen diese und viele andere Ziele in Europa und der ganzen Welt stehen Studierenden deutscher Unis durch verschiedene Austauschprogramme offen, wenn sie für eine Weile andere (Uni-)Luft schnuppern wollen. Ich habe ein Semester an der Universidad de Cantabria in Santander (Nordspanien) studiert.

Hier traf ich, neben meinen Kommiliton_innen vor Ort und Studierenden aus halb Europa und Amerika, junge Menschen, die eigentlich in Sevilla, Valencia oder anderen spanischen Städten studierten. Diese bekamen durch das Programm SICUE (Sistema de Intercambio entre Centros Universitarios de España) die Möglichkeit, für maximal ein Jahr ihr Fach in Santander zu studieren – es lässt sich also von einer Art innerspanischem Erasmus reden – organisiert vom spanischen Äquivalent der Hochschulrektorenkonferenz.

Wieso, frage ich mich, gibt es die Möglichkeit eines solchen Austausches nicht auch für Studierende in Deutschland? Sicherlich sind die Bedingungen in Spanien andere, so unterscheidet sich vor allem das Hochschulsystem. Beispielsweise bleibt bei spanischen Bachelorstudiengängen mit einer Regelstudienzeit von vier Jahren natürlich mehr Zeit für einen solchen Austausch. Außerdem erscheint das Hochschulsystem einheitlicher und der Wechsel innerhalb dessen einfacher als im bildungsföderalen Deutschland. So gibt es spanienweit für jeden Kurs im Bachelor sechs Leistungspunkte und im Studiengang Geschichte, den ich studiere, größtenteils die gleichen Pflichtveranstaltungen.

Nun mag die Nachfrage nach diesem Programm in Spanien darauf zurückzuführen sein, dass ein Großteil der Studierenden aus verschiedensten Gründen in der Nähe ihrer Familie bleibt und dieses Programm die Möglichkeit bietet, eine Weile von dort wegzuziehen, ohne gleich mit einem vermutlich größeren Aufwand ins Ausland zu gehen. In Deutschland ziehen viele junge Menschen zum Studienanfang in eine neue Stadt und haben deshalb vielleicht nicht das Bedürfnis, innerhalb des Studiums, dass durch die Umstellung auf Bachelor und Master sowieso immer kürzer erscheint, die Stadt zu wechseln.

Trotzdem würde meiner Meinung nach ein solches innerdeutsches Studienaustauschprogramm seine Interessenten finden und sowohl die Studis als auch die Unis könnten von so einem Angebot profitieren. Wie in Spanien könnten deutsche Studierende so bestimmte Lehrbereiche kennenlernen, die ihre Universität nicht bietet. Ich stelle es mir auch sinnvoll vor als Inspiration für einen Studienortwechsel nach dem Bachelor. Ebenfalls ließe sich dieses Austauschsemester mit einem Praktikum in der anderen Stadt verbinden. Und wie beim Erasmus würde man auch neue Lebenserfahrungen machen – zum Beispiel, wenn man von der Großstadt vorübergehend in die Kleinstadt geht.

Auch wenn das Programm natürlich einen bürokratischen Aufwand bedeuten würde – er wäre sicherlich geringer als bei anderen Austauschprogrammen, allein schon da es sich um ein ähnliches Unisystem handelt. Das macht die Anrechnungen von Studienleistungen einfacher und auch die Sprache dürfte keine Hürde darstellen. Ein innerdeutsches Studienaustauschprogramm ist zu gewinnbringend und einfach, als es nicht einzuführen.

Charlotte Meiwes, studiert Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin.

Nichts wie weg Nie war das Studieren im Ausland beliebter. Einen entscheidenden Anteil daran hat Erasmus. Über das Austauschprogramm gingen 2015 39.719 Studierende an ausländische Unis. Die beliebtesten Gastländer sind Österreich, die Niederlande, Großbritannien und die Schweiz. Wer nur kurz ins Ausland springt, bevorzugt Großbritannien, Frankreich, die USA, Spanien oder Italien.

Und darüber schreiben Ihr habt im Ausland studiert und euch ist etwas aufgefallen, was dort besser läuft? Seien es anonyme Klausuren wie in Großbritannien, die Diskriminierung verhindern sollen, sei es die vorgeschriebene Interdisziplinarität wie an der Uni Sankt Petersburg oder mehr Engagement aufseiten der Unis für soziale Gerechtigkeit wie in Kanada: Schreibt uns, was deutsche Unis vom Ausland lernen können: Post erbeten an

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