DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL

Jeder saftige Braten hat ein Geheimnis. Beim einen sind es die Backpflaumen, beim anderen die Gewürznelken. Das Bratengeheimnis der deutschen Nachkriegsgeneration aber hatte bis vor kurzem selbst noch eins, nämlich die Worcestershire-Sauce, gerne auch mal Worcestersoße genannt und als „Wohrschestersoße“ ausgesprochen. Das Original von Lea and Perrins, seit 1838 in Produktion, wurde oft kopiert, aber nie erreicht. Über 170 Jahre lang blieb die Zusammensetzung der dunklen Masse, die in kleine Flaschen gefüllt wird und hässliche Ringe im Kühlschrankregal hinterlässt, ein Rätsel. Bis nun in England zwei ledergebundene Hefte gefunden wurden, in denen die genauen Zutaten aufgelistet sind: Wasser, Nelken, Soja, Zitronenessenz, Tamarinde und Ähnliches.

Die Tochter von Brian Keogh nämlich, einem ehemaligen Buchhalter von Lea and Perrins, der in den 1980ern das Buch „The Secret Sauce“ (die geheime Soße) schrieb und vor zwei Jahren starb, stieß angeblich in einem Müllcontainer der Firma darauf, inmitten von alten Papieren, die entsorgt werden sollten. In zwei verschiedenen Handschriften wurde in ihnen vermerkt, was die Soße genau beinhaltet, nämlich Wasser, Nelken, Salz, Zucker, Soja, Fisch, Essig, Essigsäure, Zitronenessenz, Paprika, Tamarinde und Essiggurken. So, jetzt ist’s raus, kurz bevor die Soße selbst hierzulande in der Versenkung verschwindet, weil trotz des Jamie-Oliver-Kochwahns niemand unter 30 mehr auf sie zurückgreift. Spätestens der Mauerfall machte ihr den Garaus, eines der besten Plagiate weltweit nämlich war in der DDR-Küche herzlich beliebt: Die „Exzellent Worcester Sauce“ traf das Original ziemlich genau. Anders als die Westnachahmner verwendete „Exzellent“ wie Lea and Perrins auch das Gewürz Tamarinde. NAT