die drei fragezeichen
: „Igel brauchen wilde Ecken in den Gärten“

Foto: BamS-Archiv

Eva Goris, 61, ist Sprecherin der Deutschen Wildtierstiftung. Die Stiftung setzt sich insbesondere für den Artenschutz, den Erhalt von ökologisch wertvollen Lebensräumen und für Naturbildungsangebote ein.

1 taz am Wochenende:Frau Goris, das bayrische Umweltamt hat jetzt den Igel auf die Rote Liste der bedrohten Arten gesetzt. Wie dramatisch ist die Lage für unsere Igel?

Eva Goris: Igel fressen unter anderem Insekten, und deren Zahl geht dramatisch zurück. Darunter leiden auch viele Vögel. Problematisch für Igel ist auch die Zersiedelung der Landschaft mit immer mehr Straßen, auf denen sie überfahren werden können. Die Hälfte aller Igel stirbt in ihrem ersten Lebensjahr.

2 Wie fühlen sich Igel auf Feldern und in Gärten?

Die moderne Landwirtschaft mit immer größeren Flächen und immer weniger Hecken und Büschen zerstört den Lebensraum von Igeln. Aber auch in Gartensiedlungen finden sie immer weniger Nahrung und Rückzugsräume, weil viele Menschen ihre Grundstücke in reine Ziergärten mit kurzgeschorenem Rasen verwandeln. Dort kann kein Wildtier leben. Wir sagen: Haben Sie Mut zu mehr Wildnis im Garten! Aber der Igel ist mittlerweile auch in die Städte gewandert. Dort findet er Lebensräume, etwa auf Brachen oder in Parks mit Buschwerk. Erstaunlicherweise machen dem Igel auch Lärm und grelles Licht nicht viel aus.

3 Wenn ich einen schwachen Igel finde, sollte ich ihn dann mitnehmen und füttern?

Niemand sollte jetzt noch einen Igel finden, denn die Tiere befinden sich im Winterschlaf. Sie haben sich vorher Fettpolster angefressen, aber jetzt haben sie ihren Kreislauf heruntergefahren. Wichtig ist, dass sie im Frühjahr, wenn sie aufwachen, genug Insekten und Würmer finden. Vom Füttern halten wir nicht viel, denn dabei kann man einiges falsch machen. Kuhmilch beispielsweise vertragen Igel nicht, und Katzenfutter lockt eher Ratten an.

Interview Richard Rother