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taz sachenDer Bot aus Bottrop

Ganz Deutschland ist auf der Suche nach der Wahrheit. Viele suchen an den seltsamsten Orten, auf Nachdenkseiten, in Kondensstreifen, auf russischen Propagandasendern. Einige haben wohl her­ausgefunden, dass es die Wahrheit einzig und allein bei der taz gibt.

Am 21. November erreichte die taz-EDV ein Hilferuf aus der taz.de-Redaktion: „Die Wahrheit ist schon seit Wochen ganz oben in der Rubrik Meistgelesen – das muss ein Bot sein!“ Damit meinten sie ein Programm, das wie ein Roboter automatisch Dinge tut, wie zum Beispiel immer wieder Wahrheits-Artikel wie „Vorweihnachtsaggros“ und „Magic Schrottwichteln“ aufzurufen, 280.000-mal pro Woche.

Wenn es um die Wahrheits-Seite der taz geht, liegt ja nahe, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Die alliterationsversessene Redaktion mutmaßte, dass der Bot aus Bottrop kommen müsse, schon bevor die hochqualifizierten Spezialisten der Forensik-Abteilung der taz-EDV ihre Arbeit aufnahmen.

Dort fand man Ernüchterndes heraus. Der Bot ist weder ein Bot, noch stammt er aus Bottrop. Die Zugriffe stammen von der Software OkHttp, mit der vor allem Handy-Apps auf Webseiten zugreifen. Da die Aufrufe aus verschiedenen Bundesländern stammen, aber nur von einer Handvoll deutscher Provider, wäre es möglich, dass sich dahinter eine Rumpelstilzchen-App verbirgt. Oder es sind verzweifelte Schulkinder, die die Weihnachtsmanngeschichte für eine perfide Verschwörung von Eltern halten und auf dem Handy nach der Wahrheit suchen. Ulf Schleth

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