Verirrte Schäfchen

Weil er Homosexualität toleriert, bekommt ein evangelischer Präses jetzt Post von seinen Kollegen

Therapie gegen Homosexualität – dafür spricht sich eine Initiative von mehr als 30 evangelischen Pfarrern aus Westfalen aus. Die fragwürdige Forderung erscheint demnächst im Werdohler Gemeindeblatt in einem offenen Brief an ihren Chef, Präses Alfred Buß. Der Vorsitzende der Evangelischen Kirche von Westfalen vertritt die Ansicht, Homosexualität sei weder falsch noch krank. Das sehen seine Kollegen aber anders: „Wir wissen um persönliche Berichte von Menschen, die durch seelsorgliche und psychologische Hilfe zu einer neuen Orientierung gefunden haben“, heißt es in dem Schreiben. Pastor Christoph Dickel, einer der Initiatoren, sieht in den „Hilfsangeboten“ eine Möglichkeit, „den Leidensdruck von Menschen zu nehmen, die mit ihrer sexuellen Orientierung unglücklich sind“, wie er der taz sagte.

Der Streit hat im Mai dieses Jahres begonnen. Bei einer Podiumsdiskussion in Bremen sagte Präses Buß, Gottes Liebe gelte allen Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Außerdem verglich er den langen Weg zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Liebe mit dem Umgang mit Linkshändern, die heute selbstverständlich akzeptiert werden. Seitdem versuchen beide Seiten, ihre Standpunkte mit Zitaten aus der Bibel zu begründen. Präses Buß hat bereits auf den offenen Brief reagiert und sich bei seinen Aussagen auf die Synoden-Beschlüsse der evangelischen Kirche berufen, die einen klaren Weg im Umgang mit Sexualität vorgeben. Der Initiative westfälischer Pfarrer geht er trotzdem zu weit. Praktische Konsequenzen wird der Brief aber nicht nach sich ziehen: Mehr als ein Signal können sie damit nicht setzen. FL