Der Start steht in den Sternen … … wir haben sie gelesen!

Was Kaffeesatz, Tarotkarten und Himmelskörper über den BER-Eröffnungstermin sagen

Aufbruch oder Absturz? Das Sternbild über dem BER ist doppeldeutig Foto: Andreas Franke/picture alliance

Am Freitag wagt sich Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup endlich aus der Reserve: Er will auf der Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) einen Eröffnungstermin für den BER verkünden. Es ist mittlerweile der siebte in der komplett verkorksten Baugeschichte des Großflughafens. Ob der „unternehmerisch verantwortliche Termin zur Inbetriebnahme“ (Lütke Daldrup) noch ins Jahr 2019 fällt? Die üblichen Pessimisten glauben nicht daran, obwohl die FBB im September einen Rahmenterminplan zur baulichen Fertigstellung bis zum 31. August 2018 vorgelegt hat. Auf den folgen aber noch Tests, Abnahmen und ein halbjähriger Probebetrieb, und das August-2018-Zwischenziel haben sogar Lütke Daldrups SPD-Genossen im Abgeordnetenhaus in Zweifel gezogen. Zuletzt offenbarte ein TÜV-Bericht, dass es immer noch „wesentliche“ Mängel beim Brandschutz im Terminal – Entrauchung, Türsteuerung, Sprinkleranlage – gibt. Presseberichte kommentierte Lütke Daldrup damit, es handele sich um ganz „normale Projektinformationen“. (taz)

Die Sterndeutung

„Ich bin Sternendeuterin, ich sehe dort, was Sie wollen: Karrieren, Affären, die nächste Erkältung. Oder was anderes. Beim BER sehe ich nichts. Das macht mir Sorge. Alles verschwimmt im Nebel, als ob eine Rauchwolke sich vor die Sterne geschoben habe. Ich vermute: Die Entrauchungsanlage dieses Flughafens wird ein Problem. Anders kann ich das nicht interpretieren. Am 5. September 2006 wurde die BER-Baustelle geboren, an dem Tag war der Spatenstich. Der Flughafen ist damit eine Jungfrau der zweiten Dekade. Die sind weniger entschlussfreudig als die im August geborenen, sie brauchen gern mal etwas länger. Dafür sind sie sehr ausdauernd – und auch sparsam. Gut, Letzteres trifft auf den BER nicht wirklich zu, vielleicht stand der Aszendent irgendwie falsch. Was ich noch sehe, ist ein großes Defizit an Zuneigung zu diesem Flughafen. Dass Berliner für die Offenhaltung von Tegel stimmen würden – das hätte ich Ihnen auch sagen können! Ich glaube, wir ­BerlinerInnen müssen dem BER insgesamt mit mehr Liebe begegnen.“ Anna Klöpper

Das Orakel der drei Karten

Das 3-Karten-Orakel für den BER spricht Bände. Die erste Karte, die für die Vergangenheit steht, ist die „Sechs der Schwerter“ mit der Bedeutung: Neues Wissen, die Vergangenheit liegt hinter dir, öffne deinen Blick für die neue Situation. Die zweite Karte, Gegenwart, ist die „Zehn der Münzen“: Reichtum und Fülle, verbinde dich mit dem großen Ganzen des Lebens, du bist ein Teil der Welt. Die dritte Karte für die Zukunft ist das „Ass der Kelche“: Quelle des Ursprungs, lass deine Gabe, Gefühle zu erkennen, fließen, spüre den Strom des Lebens. Was uns diese Karten sagen, ist klar: Das viele neue Wissen um Fehler bei Entrauchungsanlagen und anderen technischen Finessen hat ursprüngliche Planungen obsolet werden lassen. Aber wenn man immer schön flexibel bleibt, kann man auch mit solchen neuen Lagen umgehen. Man darf den BER nur eben nicht isoliert betrachten, sondern muss immer das große Ganze sehen. Die Welt ist reich an Flughäfen und Bahnhöfen, darum kommt man auch ohne BER ans Ziel. Susanne Memarnia

Die Kaffeesatzleserei

Essenziell für eine präzise Aussage ist die Wahl des richtigen Gefäßes sowie der korrekten Zubereitung. Flughäfen sind Transitorte: also ein Pappbecher to go (da es sich bei Flughäfen nicht um nachhaltige Projekte handelt, sind wiederverwendbare Becher unnötig). Die Zubereitungsart steht fest: Es muss sich um Mokka handeln – ohne Kaffeesatz keine Leserei. Angesichts der Dimension des Projekts und seiner Schwierigkeiten nehmen wir einen doppelten. Wir setzen uns davor und konzentrieren uns aufs Abheben, Schweben, sanfte Gleiten und gelegentliche Luftlöcher – wirklich lecker. Doch am Becherboden bleibt leider keine stabil konische Form übrig, wie sie für ein Gebäude im Bereich der Aerodynamik zu erhoffen gewesen wäre: Eierig verzerrte Linien deuten dagegen auf weitere ernsthafte Probleme am Bau. Zudem stören mehrere größere zusammenklebende Kaffeereste die Harmonie – müßig zu sagen, dass bis zur Eröffnung noch einige schwere Brocken aus dem Weg geräumt werden müssen. Bert Schulz