Thomas Mauch
hört auf den Sound der Stadt
:

Jetzt sage ich mal zum Beispiel: Samla Mammas Manna. Eine schwedische Band. Machte eine eigenwillig rummelplatzige Musik, bei der gern kinderliedhafte Non­sens­melodien auf einen zickigen Freiform-Rock knallten. Oder ich sage: Stormy Six aus Italien mit einem scheinbar arglosen Folkrock, der manchmal allerdings in der Zwölftontechnik verpackt war. Nicht zu vergessen: Univers Zero aus Belgien, die mit das Finsterste machten, was je in Platten gepresst wurde. Komprimierter Strawinski, als Metal gedacht, ohne nach Metal zu klingen. Und natürlich Henry Cow aus Großbritannien, die eigentlich die gesammelte Musikgeschichte mit in ihren Jazzrock reinzwängten.

Das war alles Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger, als diese Bands (und noch ein paar mehr) sich in einem losen, Rock in Opposition geheißenen Zusammenschluss gefunden hatten. Das meinte eine Opposition gegen den gängigen Rockbegriff genauso wie ein ausgeprägtes politisches Bewusstsein der Musiker. Auch das Geschäft betreffend, das man bei den RIO-Band am liebsten komplett selbst in die Hand nahm, so dass irgendwelche Plattenfirmen gar nicht mehr reinreden konnten bei dieser quertreibenden Musik, die dann natürlich nie für irgendwelche Hitparaden taugte.

Diese Bands mit dem ganzen musikalischen Umfeld drumherum (also etwa Etron Fou Leloublan aus Frankreich, Aksak Maboul aus Belgien, Debile Menthol aus der Schweiz . . .) sind aber halt so eine Art Steckenpferd meinerseits. Und das soll schon bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit dem Namedroppen ausreiten dürfen. In dieser Woche hört die Gelegenheit dabei auf den Namen Aquaserge.Eine Band aus Frankreich, die mit ihrer verquer um die Ecke tänzelnden und doch auf den Punkt hopsenden Musik eben ungemein an Ästhetiken erinnert, wie sie die RIO-Bands mal ins Spielfeld der erweiterten Rockmusik gebracht haben.

Als idealtypische Vorbereitung auf das Konzert von Aquaserge am Freitag im Marie Antoinette stelle ich mir also eine kleine Recherche zu den RIO-Bands vor, die man gern noch durch ein Reinhorchen bei Stereolab ergänzen mag. Etwas anregende Grundlagenforschung. Wobei es sich bei Aquaserge natürlich um keinen historischen Nachbau handelt. Da tänzelt die fröhlich experimentierende Musik schon auf ganz eigenen Füßen (Holzmarktstr. 15–18, 21 Uhr, 11 €).

Und eine Party dort, wo auch immer fröhlich experimentiert wird, im Ausland. Der Kellerclub feiert Geburtstag, am Samstag darf man zum 15-Jährigen anstoßen (Lychener Str. 60, 21 Uhr, Eintritt frei).