Uwe Rada über die ungewohnte Stille am Himmel über Tegel
: Der leise Herbst – ist bald vorbei

Es gab Zeiten, da musste man in Pankow keinen Wecker stellen. Punkt sechs – schönes Wetter, sprich stabile Ostwetterlage vorausgesetzt – starteten die ersten Airberlin-Maschinen von Tegel. Weiterschlafen nur bei geschlossenem Fenster. Das ist vorbei.

Still ist es am Himmel über Tegel geworden. Unterbrochen wird die Stille nur, wenn mal zufällig ein Jumbojet landet. Aber das ist so außergewöhnlich, dass es eher als touristisches Ereignis denn als Lärmquelle registriert wird. 60 Flugbewegungen von Jumbos gibt es im November in Tegel. Der Rest ist angenehme Ruhe. Fast so wie bei der Staubwolke des isländischen Vulkans ­Eyjafjallajökull, die im April 2010 einen Großteil des Flugverkehrs in Europa zum Erliegen gebracht hatte. Der November 2017 hat also gute Chancen, als der seit Jahren angenehmste Monat für die 300.000 von Tegel Lärmgeplagten in die Geschichte einzugehen.

Auch statistisch ist das messbar. Schon im Oktober lag die Passagierzahl in Tegel 11,9 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Zahlen für den November gibt es noch nicht, aber rechnet man die Jumbos dazu, die ja doppelt so viele Passagiere befördern wie ein Airbus, könnte gut und gerne jede vierte Flugbewegung weggefallen sein.

Die Jumbos verschwinden

Leider ist der November bald vorbei. Dann verschwinden zwar die Jumbos vom Himmel, dafür aber starten die ehemaligen Maschinen von Airberlin in neuem Gewand. Germanwings-Flieger werden über Pankow und dem Kutschi brummen und auch die orangen Easyjet-Maschinen. Und dann?

Nicht nur den Wecker werde ich ab nächster Woche in die Ecke stellen können. Auch der Wutpegel wird wieder steigen. Denn es ist gut möglich, dass es bald noch mehr Flüge ab Tegel geben wird als vor dem Aus für Airberlin. Und weil der BER bekanntlich sowieso nie (oder sogar noch einige Jahre später) eröffnet wird, bleibt Tegel auch ohne den depperten Volksentscheid offen.

Die einzig gute Nachricht: Ab 2020 muss mehr Schallschutz her. Dann läuft der Bestandsschutz für Tegel aus, und die Pankowerinnen und Pankower haben das gleiche Recht auf neue Fenster wie die Anwohner des BER. Rund um Schönefeld haben sie das Dreifachglas sogar schon. Was für rausgeschmissenes Geld!