Thomas Mauch
hört auf den Sound der Stadt
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Es ist doch schön, wenn man sich mal zurücklehnen und entspannt mit Copy & Paste auf die Arbeit zurückgreifen kann, die sich bereits andere mal gemacht haben. Bitte sehr: „Treffen sich Schneider, Patton, Zappa und Bach. Alle trinken sehr starken Kakao. Plötzlich legt das Pferd hinter der Bar eine Platte auf: dedoda, das dritte Album von NI: Komplexe Kompositionen, Noiseattacken, Lachanfälle …“ Wobei man jetzt vielleicht doch sagen muss, dass es sich hier um einen Werbetext für ebendieses Quartett mit den drei Gitarristen und dem Schlagzeuger handelt, Ni, egal, erst mal weiter im Text: „NI ­spielen keine Riffs. NI spielen RiffRaffRapunzelRhythmoRabauki. Sie versetzen und stapeln, meta­rocken, subrocken, rockrocken …“

Und was soll man sagen: Genau so ist es bei dieser wunderlichen Band aus Österreich. Da hat der Pressetext nichts überhöht, da gilt tatsächlich mal das Werbeversprechen vom weißer als weiß. Dazu sollte man vielleicht noch wissen, dass die Band stets mit einem sehr speziellen Bühnenoutfit an die Arbeit geht, diesem bestens verzwirbelten und wieder entzwirbelten Rock mit dem halben Postboten vornedran und den seelenvoll vorgetragenen Dada-Shantys. Das ist schon mal ein guter Grund für das Hausfest am Samstag in der Fehre 6, wo neben Ni noch weitere Gäste aufspielen (Fehrbelliner Str. 6, 20 Uhr).

Ein ähnliches Terrain bespielen mOck mit einem „Post-was auch immer“, wie es die Berliner Band ausdrückt, was auch so einen von Tortoise beeinflussten Zwirbelrock meint wie bei NI, nur mit etwas weniger RiffRaffRapunzelRhythmoRabauki und dafür milder, mit einem Gesang, bei dem man sich im melodischen Fluss an Robert Wyatt erinnern darf. Im Acker Stadt Palast machen mOck am Montag das Zuspiel für Trevor Dunn und Balazs Pandi. Ersteren kennt man als Bassisten von Mr. Bungle und Fantômas (wo ja auch der oben zitierte Mike Patton zugange ist), Letzterer ist mit seinem Schlagzeug gern mit Noise-Kalibern wie Merzbow und Keiji Haino unterwegs. Zusammen als Duo darf man von den beiden einen klangerkundenden Freistil-Jazz erwarten (Ackerstr. 169/170, 20 Uhr. 8 €).

Jazz gilt auch als Stichwort bei der aus Mülheim an der Ruhr stammenden Band Bohren & Der Club of Gore. Deren Markenkern ist ja tatsächlich ein Easy-Listening-Jazz, der allerdings derart zu einer widerspenstigen Zähflüssigkeit heruntergebremst wird, dass da nichts mehr fingerschnippend easy ist. Da braucht man beim Hören schon eine Portion zen-buddhistischer Gelassenheit. Üben kann man sich darin am Mittwoch mit der Band im Columbia Theater (Columbiadamm 9–11, 20 Uhr, VVK: 20 €).