hören und genießen:
Was dieser Sänger meint, begreift auch, wer die italienischen Texte nicht versteht. Der französische Countertenor Philippe Jaroussky, in der Spielzeit 2016/17 Residenzkünstler an der Hamburger Elbphilharmonie und auich danach gerne dort Gast, ist zwar kein gelernter Schauspieler, aber er schafft es auch mit kleinen Gesten, mit seinen Rollen eins zu werden. So wie beim Konzert mit Händel-Arien Anfang November: Da stampfte er mit dem Fuß auf, wenn er die Umkämpfte mimte, wurde innig, wenn er liebte, wandte den Blick zur Saaldecke, als flehe er zu Gott persönlich. All das lässt sich auch auf Jarousskys neuer CD genießen, die Arien aus Opern wie „Imeneo“, „Siroe“, „Serse“ und „Tolomeo“ versammelt. Zurückhaltend begleitet wird Jaroussky vom filigranst harmonierenden Emsemble Artaserse, dessen Musiker sich niemals in den Vordergrund spielen. (ps)
Philippe Jaroussky: The Händel Album. Warner Classics 2017, 17,99 Euro
Weihnachtsoratorium muss sein. Das finden sogar die Musiker des experimentellen Ensemble Resonanz, residierend in der Elbphilharmonie. Deshalb kredenzen sie seit einigen Jahren – neben ihren Moderne-Klassik- und Musikwissenschafts-Synthesen – immer wieder Auszüge aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsklassiker. Wer das nachhören möchte, kann sich auf der neu aufgelegten CD an exzellenten SängerInnen rerfreuen – und an überraschenden Klangfarben: Bachs „Sinfonietta“ etwa, eigentlich ja ein Streicher-Zwischenspiel, wird hier mit einer sanft perlenden E-Gitarre in Szene gesetzt, kombiniert mit einer gestopften Trompete. Eine gelungene Stil-Symbiose. (ps)
Ensemble Resonanz: Weihnachtsoratorium. Resonanzraum Records 2017, ca. 20 Euro
Im Lutherjahr schnell noch ein paar Luther-Weihnachtslieder hören? Gut möglich dank dieser CD, auf der hervorragende Sänger, begleitet von der Hamburger Ratsmusik, Renaissance-Bearbeitungen von jahreszeittypischen Liedern wie „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ präsentieren. Lutherisch reduziert und hoch virtuos, aber für den Anlass dann doch recht ernst. (ps)
Hamburger Ratsmusik und Solisten: „Euch ist ein Kindlein heut geborn“. Carus-Verlag 2016, 19,99 Euro
Er ist selbst Musiker, tritt dieser Tage als ein Drittel der „Söhne Hamburgs“ ebendort in einer großen Halle auf. Kammermusikalisch reduziert ist dagegen, wovon Stefan Gwildis seine gestraffte Vorlesefassung von Theodor Storms norddeutschem Moderne-gegen-Tradition-Klassiker, dem „Schimmelreiter“, begleiten lässt: Tobias Neumann am Klavier, und Cellist Hagen Kuhr tun gut daran, die in der Geschichte so übermächtigen Elemente gar nicht erst klanglich nachbilden zu wollen. Nein, alle Dramatik, allen Grusel und (teils unfreiwilligen) Witz trägt hier vor allem der Text. (aldi)
„Stefan Gwildis liest Storm, Der Schimmelreiter“, Fortunator-Musik/Edel, ca. 15 Euro
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