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Flucht aus dem Abschiebeknast

Zwei Männer versuchten, aus dem Abschiebegewahrsam am Flughafen zu fliehen – einem gelang es. Der Flugverkehr lag erst mal lahm

Von Katharina Schipkowski

Ein Mann ist am Donnerstagabend aus dem Abschiebeknast am Flughafen entwischt und hat den gesamten Flugverkehr über eine Stunde lahmgelegt. Die Mitarbeiter*innen der geschlossenen Unterkunft, die bei der Ausländerbehörde „Ausreisegewahrsam“ heißt, schlugen gegen 19 Uhr Alarm. Da war der 22-jährige Albaner bereits getürmt, einen zweiten Fliehenden konnten sie noch auf dem Gelände der Einrichtung aufhalten. Das Grundstück ist von zwei Zäunen eingegrenzt, die zudem mit Stacheldraht gesichert sind.

Die Sicherheitsmitarbeiter*innen gingen zunächst davon aus, dass der Geflüchtete auf die direkt angrenzende Landebahn gelaufen war. Aus Sicherheitsgründen durfte deshalb kein Flugzeug abheben oder landen, während Polizei und Feuerwehr das Gelände der Einrichtung und das Flughafen-Rollfeld absuchten. Bis Redaktionsschluss hatte die Ausländerbehörde keine Spur des Flüchtigen gefunden. Sie geht aber davon aus, dass er nicht auf die Landebahn, sondern in die andere Richtung gelaufen ist – also in den Wald.

Der Zurückgehaltene, ein 24-jähriger Algerier, sitzt nun mit fünf weiteren Menschen in der geschlossenen Einrichtung und wartet auf seine Abschiebung. Da er über Österreich nach Deutschland kam, ist Österreich für sein Asylverfahren zuständig, dorthin soll er übernächste Woche abgeschoben werden. Dem flüchtigen Albaner droht eine Abschiebung nach Albanien, die für die kommende Woche angesetzt war. Sein Asylantrag wurde in Deutschland bearbeitet und abgelehnt. Beide Männer waren seit dem 8. November in der geschlossenen Einrichtung.

Zu den Sicherheitsvorkehrungen nach den Fluchtversuchen sagte der Sprecher der Ausländerbehörde, Florian Käckenmester: „Man passt die Bewachung jetzt an.“ Dass der Algerier jetzt permanent überwacht werde, verneinte er. Man werde lediglich die Frequenz der Patrouillen erhöhen und die Insassen insgesamt „etwas engmaschiger“ überwachen. Wie es genau zur Flucht kam, welchen Weg und welche Werkzeuge die Geflüchteten möglicherweise verwendet hätten, oder ob sie einfach nur über den Zaun klettern wollten, wisse man noch nicht, sagte Käckenmester. „Wir prüfen das noch.“

Die Zwangseinrichtung am Flughafen ist seit Oktober vergangenen Jahres in Betrieb. 80 Menschen wurden dort bereits festgehalten und anschließend abgeschoben.

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