Indie-Kino aus Indien

Anlässlich der „India Week“ zeigt das Metropolis Kino eine Reihe mit tamilischen Filmen

Von Wilfried Hippen

Indien ist die größte Kinonation der Welt. Und seit es eine leidenschaftliche Fangemeinde für Bollywoodfilme in den westlichen Ländern gibt, hat sich hier auch eine bestimmte Vorstellung von indischen Filmen durchgesetzt. Und die geht so: Alle zwanzig Minuten wird die Handlung durch eine Tanz- und Gesangsnummer unterbrochen, und die Handlung kann gar nicht sentimental genug sein.

Doch es gibt auch eine andere Filmtradition in Indien. Die Produktion des südlichen Bundesstaats Tamil Nadu ist noch größer als die der Hindi-Filmindustrie in Mumbai. Ein Vorort von Chennai, der Kodambakkam heißt, und in dem die meisten tamilischen Filmstudios liegen, wird auch „Kollywood“ genannt. Dort gibt es eine Gruppe von jungen, unabhängigen Regisseuren, die in den letzten Jahren auch von internationalen Festivals eingeladen werden.

In Hamburg wird jährlich die „India Week“ veranstaltet und zu den vielen Veranstaltungen aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Sport gehört auch eine Filmreihe im Hamburger Metropolis Kino. In diesem Jahr ist sie dem tamilischen Kino gewidmet.

Heute Abend wird dort um 21.15 Uhr „Kuttram Kadithal“ von Bramma gezeigt. Erzählt wird von einer Lehrerin, für die ein Zwischenfall mit einem Schüler dramatische Konsequenzen nach sich zieht. Am nächsten Mittwoch steht um 21.15 Uhr „Visarranai“ aus dem Jahr 2015 auf dem Programm, ein politischer Thriller, bei dem der Regisseur Vetrimaaran mit den Stilmitteln des Dokudramas arbeitet. Erzählt wird von drei Tagelöhnern aus Tamil Nadu, die im Nachbarstaat Andra Pradesh zu Unrecht von der Polizei verhaftet und gefoltert werden. Der Film lief 2015 auf dem Filmfestival von Venedig.

„Iraivi“ (16. 11., 19 Uhr) von Karthik Subbaraj spielt in der Filmszene und sein Kernkonflikt entwickelt sich zwischen einem Filmdirektor, der nach einer Filmpleite zum Alkoholiker wird und seiner Frau, die von ihm misshandelt wird.

Eine sechsteilige Retrospektive ist dem Regisseur Ritwik Ghatak gewidmet, der 1925 im heutigen Bangladesh geboren ist. Mit seiner Familie gehörte er zu den Millionen Indern, die 1947 nach der Teilung des Landes ihre Heimat verlassen musste. Viele seiner Filme erzählen von Flüchtlingen. So etwa „Der verborgene Stern“ (14. 11., 17 Uhr) aus dem Jahr 1960, der in einer Siedlung von bengalischen Flüchtlingen am Rande von Kalkutta spielt oder der zwei Jahre später gedrehte „Subarnarekha“ (28. 11., 21.15 Uhr) dessen Protagonisten auch in einem Flüchtlingslager aufwuchsen und an den strikten, ihnen fremden Kastengesetzen der orthodoxen Hindus verzweifeln.