Thomas Mauch
hört auf denSound der Stadt
:

Zur Einstimmung mag man nebenbei ein älteres Lied von Blumfeld hören, es findet sich auf deren „Ich-Maschine“-Album, es heißt „Von der Unmöglichkeit ‚Nein‘ zu sagen, ohne sich umzubringen“.

Womit eigentlich bereits alles gesagt ist. Zumindest, wenn man es mit seinem Nichteinverstandensein wirklich radikal meint. Was dann, so mit dem Sich-Entziehen, aber wiederum eine arg, nun ja, individualistische Perspektive ist. Und zwischen dem unbedingten Nein und dem kleinlauten Ja gibt es halt ein weites graues Feld, das die kommenden Tage bis Sonntag im Haus der Kulturen der Welt sondiert wird beim „No! Music“-Festival. Ob unter den gegebenen Verhältnissen eine konsequente Verneinung überhaupt möglich sei, wird gefragt, und hörbar gemacht, was ein Nein mit musikalischen Mitteln sein könnte. Vom „Nein, aber“ der Musikmachenden wird bestimmt auch die Rede sein, möglicherweise etwa beim „Punk als Prinzip“-Panel am Samstagnachmittag unter anderem mit dem Fehlfarben-Sänger Peter Hein, gespannt darf man sein auf die 4‘33‘‘-Gala am Samstagabend, bei der Wolfgang Müller, Isolation Berlin, Mary Ocher und weitere mehr eben das bekannte Stille-Stück von John Cage, bei dem viereinhalb Minuten lang nichts gespielt wird, in einer Coverversion interpretieren. Beim „No! Music“-Eröffnungskonzert heute am Donnerstag steht auch die russische Protestband Pussy Riot auf der Bühne, bei der es prinzipiell vielleicht doch um die „Unmöglichkeit, nicht ‚Nein‘ zu sagen“ geht (John-Foster-Dulles-Allee, 19 Uhr, 13/10 €).

Ein Ja zum Nein heißt aber eben auch, wenn man die Wahl hat, ein Nein zu anderen musikalischen Sachverhalten, die man doch bejahen möchte: Wer also am Donnerstag zur „No! Music“-Eröffnung will, muss zum Beispiel auf das Eröffnungkonzert des JazzKorea-Festivals am gleichen Abend im Kesselhaus der Kulturbrauerei verzichten, wo man sich über die gegenwärtige Situation des Jazz in Südkorea informieren kann und dabei auf so Instrumente wie Saenghwang und Yanggeum stoßen wird. Ersteres ist eine koreanische Mundorgel, Zweiteres ein Hackbrett (Knaackstr. 97, 19 Uhr, 12 €).

Bewährt und gut: Motorpsycho. Norwegens finest kann eigentlich alles und noch besser den psychedelisch grundierten Rock, am Freitag im Festsaal Kreuzberg (Am Flutgraben 2, 20 Uhr, 25 €). Vieles kann auch Vampillia, ein musikalischer Großtrupp aus Japan, der sich gern den Spaß gönnt, dieses „viel“ gleichzeitig zu spielen, also etwa Neue-Musik-Variationen zusammen mit Brachial-Metal. Seltsammusik aus Fernost, am Mittwoch im Bei Ruth (Ziegrastr. 11, 21 Uhr).