„Sonst flogen Pferdeäpfel“

KIRCHE Das Birgittenkloster feiert zehnjähriges Jubiläum – und Protestanten dürfen auch kommen

■ 74, ist Autor und war bis 2008 Referent für Öffentlichkeitsarbeit des katholischen Gemeindeverbandes in Bremen.

taz: Herr Tacke, im Birgittenkloster leben nur Frauen, aber die Feier wird von Männern gestaltet: vom Kloster-Architekten, von Bischof Bode und von Ihnen – typisch katholisch?

Wilhelm Tacke: Reiner Zufall. Ich habe ja ein Buch über Klöster in Bremen geschrieben und bin deswegen bestens im Bilde. Außerdem bin ich sozusagen „offizieller Führer“ des Birgittenklosters und erzähle Besuchergruppen davon. Wussten Sie beispielsweise, dass es das erste und einzige ständige Nonnenkloster Bremens ist?

Nein ...

In Bremen gab es drei Männerklöster, aber keins für Frauen. An das Paulskloster erinnert noch die Kneipe „Pauls Kloster“ im Viertel, und auch im Kreuzgang des ehemaligen Dominikanerklosters kann man heute Bier trinken. Das Birgittenkloster ist übrigens genau zum richtigen Zeitpunkt gebaut worden.

Wieso denn das?

Zwanzig, dreißig Jahre früher hätten die Protestanten wahrscheinlich noch Angst gehabt, dass da nun irgendwelche Leute ins evangelische Bremen kommen und ihnen die Gläubigen klauen. Es gab in Bremen früher einen Fluch, der lautete: „Das ist ja zum Katholisch werden!“ Die Katholiken waren hier noch nie gerne gesehen: Als Anfang des 19. Jahrhunderts erstmals eine Ordensfrau das Waisenhaus übernahm, musste sie ihre Tracht ausziehen, sonst flogen ihr die Pferdeäpfel um die Ohren.

Und heute ist alles gut?

Ja, die Ablehnung gegen die Klöster hat sich geändert – das ökumenische Klima in Bremen ist hervorragend. Im Gästehaus des Klosters übernachten sogar Protestanten. INTERVIEW: SCHN

14 Uhr, Birgittenkloster, Kolpingstr.