„Alle nach links!“

Subcomandante Ska im Schlachthof: Wenn die Zapatisten-freundliche Band „Pantéon Rococó“ auftritt, bleibt kein Bein ungeschwungen und kein Faust ungeballt

Chiapas: Statt Krieg gibt es jetzt Fußball, Ska und Kommuniqués

Elf Jahre ist es her, dass die zapatistische EZLN im südmexikanischen Chiapas fünf Städte besetzte und der Regierung den Krieg erklärte. Mittlerweile hat die Guerilla sich auf öffentlichkeitswirksame Kommuniqués, die praktische Unterstützung der Bevölkerung sowie auf Freundschaftsspiele gegen Inter Mailand verlegt. Das Anliegen, die Rechte der Indigenas zu stärken, aber bleibt das gleiche.

Seit diesen elf Jahren gibt es auch die Ska-Punk-Band Pantéon Rococó, die dieses Anliegen uneingeschränkt teilt: ,We sing about what we see“. Und was sie sehen, das sind die Schattenseiten der Globalisierung, die Armut der Kleinproduzenten in Chiapas, die Folgen des Freihandelsabkommens NAFTA, der Bürgerkrieg.

Dennoch gelingt der zwölfköpfigen Combo auch auf ihren zahlreichen Deutschlandkonzerten stets, was viele Bands erst zur Zugabe schaffen: Im Handumdrehen hat man das Publikum am Wickel und alles tanzt.

Oft variiert, aber nie verlangsamt wird der treibende Rhythmus durch Extra-Elemente wie Salsa, Rumba, Reggae und Mariachi. Nach fünf Songs werden die willenlos Hüpfenden bereits herum dirigiert: „Alle nach links!“

Diese musikalische Agitation funktioniert auch mit 150.000 Menschen, so vor zwei Jahren in Mexico City bei einem gemeinsamen Auftritt mit Konsenskünstler Manu Chao.

So verwundert es kaum, dass mittlerweile auch der etablierte Überbau was springen lässt: Von MTV gab es 2003 den Latin Music Award. Und nachdem man einst 4.000 Exemplare des ersten Albums eigenhändig auf Tour verkaufte, ist man jetzt bei einem Major Label untergekommen, wo kürzlich „Tres Veces Tres“ erschien.

Vorgestellt wird das neue Album am Sonnabend im Kulturzentrum Schlachthof, wo die Mexikaner schon seit Jahren gern gesehene Gäste ist. Mit von der Partie: „Là Par Force“ aus Deutschland und „Lonely Kings“ aus den USA.

Robert Best

Pantéon Rococó spielt am Samstag um 20 Uhr im Schlachthof