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„Hier zu wohnen steht mir zu“

Der 21-jährige Bachelorstudent Lukas Joura wohnt in einem Wohnheim des Studierendenwerks in Lichtenberg

Für sein 17 Quadratmeter großes Zimmer zahlt Lukas Joura 175 Euro inklusive Nebenkosten. Küche und Bad teil er sich mit zwei Mitbewohnern

Vor zwei Jahren bin ich von Wien nach Berlin gezogen, um mein Bachelorstudium in ostslawischer Philologie und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu beginnen. Weil es sehr günstig ist, wollte ich ins Studentenheim ziehen. Wohin genau, war mir eigentlich egal. Also habe ich mich über das Onlineportal des Studierendenwerks für einen Wohnheimplatz beworben. Nach einem Semester Wartezeit habe ich dann einen Platz hier in Lichtenberg in der Allee der Kosmonauten erhalten.

Für mein 17-Quadratmeter-Zimmer zahle ich 175 Euro inklusive Nebenkosten. Ich wohne aber nicht nur wegen des Preises hier. Ich finde auch, dass Studierende einen Anspruch auf bezahlbaren Wohnraum haben. Es geht um das Prinzip, dass das Land Berlin für ausreichend Plätze für Studierende sorgen sollte. Daher wollte ich hier wohnen, es steht mir zu. Seitdem ich einen Platz hier habe, bekomme ich von der Wohnungsnot draußen nicht mehr viel mit.

Hier im Wohnheim war es erst mal komisch. Die Wände sind hellhörig und allgemein ist die Lage doch sehr speziell. Das Wohnheim liegt zwischen den Bezirksgrenzen von Marzahn und Lichtenberg, neben einem Betriebshof der BVG, einem Industriegebiet und neben Schafweiden. An sich fühle ich mich hier aber wohl. Ich habe 950 Euro Budget im Monat. Ich könnte also auch woanders, teurer, wohnen, aber so verbrauche ich nur die Hälfte meines Geldes für Wohnen und die Dinge des täglichen Bedarfs.

Im Wohnheim teilen sich jeweils drei Leute Küche und Bad. Die Mitbewohner kann man sich nicht aussuchen, man wird zugeteilt. Ich hatte Glück, eine Wohnung zu bekommen, in der Bad und Küche kurz vorher renoviert wurden.

Unter uns Mitbewohnern pflegen wir ein – ich sag mal – respektvolles Miteinander. Aber wir halten die Interaktion auf einem Minimum. Klar, wenn man sich mal in der Küche trifft, dann reden wir auch miteinander, aber wir kochen jetzt nicht zusammen oder so.

Ich bin sowieso nicht oft hier. Ich pendle ja schon fast zur Uni. Die Fahrt dauert so 30 bis 40 Minuten, auch meine Freunde habe ich alle außerhalb des Wohnheims, in anderen Bezirken. Ich habe eine Stelle als studentische Hilfskraft am Institut für Slawistik an der Humboldt-Uni. Also verbringe ich die Tage eher in Mitte. Auch zum Lernen setze ich mich lieber ins Büro oder in die Bibliothek. Ich habe nicht mal einen ordentlichen Stuhl mit Lehne in meinem Zimmer.“ Protokoll: Rebecca Barth

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