Thomas Mauch
hört auf den Sound der Stadt
:

Erst mal die Servicedurchsage, dass man heute am Donnerstag kartenlos gar nicht ins Berghain eilen muss, und auch nicht am Freitag. Selbst wenn der Ruf ein lauter ist. Schließlich gastieren dort im Rahmen ihrer Abschiedtournee die Swans um den Lärmmetaphysiker Michael Gira. Beide Konzerte sind ausverkauft.

Aber es bleibt ja immer ein vibrierendes Dröhnen, von irgendwoher. Man muss es nur hören. Der Blick in die Welt.

Und das Dröhnen muss gar nicht laut sein. Es geht auch ganz sacht, behutsam in die Stille hineingetupft, mit einer minimalistisch inspirierten Meditationsmusik, wie sie Vojtěch und Irena Havel seit den Mittachzigern immer neu erproben. Wer aber meint, dass das was zum friedvollen Wegdämmern sei, darf sich bestensfalls an das erste Wort halten. Friedvoll, ja. Zumindest wird danach gesucht bei den Havels, dabei allerdings derart die Spannung haltend, dass da nichts dämmert bei dem Duo aus Tschechien. Heute am Donnerstag ist es unter dem Motto „Hör dich glücklich“ im Tschechischen Zentrum zu hören (Wilhelmstr. 44, 19.30 Uhr).

Deutlich schriller im Ohr klingen Igorrr, das Projekt des Franzosen Gautier Serre, der sich mit seiner Musik um den Ehrenwimpel des Durchgeknallten bewirbt: Zur Oper gezwirbelter Death Metal, ins Barockkostüm gezwängter Breakcore, viel abgespreizter Finger des Überkandidelten bei diesem Dada-Hop für Spielautomaten. Also, ähem, interessant. Was für Liebhaber des etwas Ausgefallenen. Am Samstag im Bi Nuu (U-Bhf. Schlesisches Tor, 20 Uhr, 20 €).

Ein Bandname wie The Fresh & Onlys ist natürlich gleich mal eine Ansage, die Einzig Frischen gelten als eine Schlüsselband von San Franciscos New Garage Rock Movement. Wobei sie gar nicht nach schepperndem Garagenrock klingen, sondern eher nach einem Indie-Pop. Das Schöne ist hier tatsächlich mal, dass da nichts zu einem Pop-Kleinod geschliffen ist oder auf besondere Eindrücklichkeit getrimmt. Es sind einfach Lieder in flüchtiger Beiläufigkeit. Später mag man entdecken, dass da doch ein neues Lieblingslied darunter war, am Montag im Marie Antoinette (Holzmarktstr. 18–25, 20 Uhr, 11 €).

Am Mittwoch schließlich Rakta im Acud. Vier Musikerinnen aus Brasilien, wo eben nicht nur Samba getanzt wird, um mal gleich so ein Klischee in den Weg zu stellen. Bei Rakta hat man es mit einer recht dunkel angezogenen Musik zu tun mit stoischer Monotonie im Wummern. Kann man als Industrial oder Gothic hören. Netterweise haben bei diesem dicht organisierten Dröhnen noch Assoziationsfetzen an die frühen Tuxedomoon ihren Platz (Veteranenstr. 21, 20 Uhr, 8 €).