heute in bremen
: „Literarische Interzone“

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Libuše Černá, 64, ist seit elf Jahren Mitveranstalterin des globale° Literaturfestivals und dieses Jahr Teil der Festivalleitung.

taz: Frau Černá, was ist eine literarische Interzone?

Libuše Černá: Tanger ist eine literarische Interzone, da sich in der Stadt seit Jahren Sprachen und Kulturen vermischen und eine gemeinsame Literatur entstehen lassen, die ihre eigene Internationalität stets zum Thema hat. Der tschechische Fotograf David Konečný hat mit seinen Fotos versucht, die Atmosphäre und die vielfältige literarische frankophone Kultur der Stadt einzufangen.

globale° ist ein Festival für grenzüberschreitende Literatur. Was kann man sich darunter vorstellen?

Wir laden seit elf Jahren Autoren und Autorinnen ein, die in mehreren Kulturen beheimatet sind. Die Grenzüberschreitung ist also schon Teil ihrer Biografien. Dieses Jahre haben wir Autoren und Autorinnen aus knapp 20 Ländern eingeladen.

Was unterscheidet globale° von anderen Literaturfestivals?

Wir möchten nicht nur das klassische Literaturpublikum ansprechen, sondern junge Menschen und Studierende mit einbeziehen. Darum arbeiten wir eng mit der Universität Bremen zusammen. Studierende schreiben Rezensionen der Bücher unserer Gäste und führen Interviews mit den Autoren und Autorinnen. Außerdem hat das Festival jedes Jahr einen thematischen Schwerpunkt. Dieses Jahr ist es das Mittelmeer.

Inwiefern wird das Mittelmeer thematisiert?

Wir haben Autoren und Autorinnen aus der Mittelmeerregion eingeladen. Außerdem stellen sich NGOs vor, die sich für die Seenotrettung Geflüchteter im Mittelmeer einsetzen. Wir versuchen, das Thema sowohl aus politischer, historischer, kultureller als auch aktueller Perspektive zu betrachten.

globale° Festival für grenzüberschreitende Literatur, Vernissage „Tanger, eine literarische Interzone“: 19 Uhr, Zentralbibliothek, Wallsaal

Auf welchen Programmpunkt freuen Sie sich dieses Jahr besonders?

Am 4. und 5. November finden im Theater Bremen Lesungen statt. Teil dieser Veranstaltung ist ein Gespräch zwischen dem israelischen Autor Ron Segal und dem aus Bremen stammenden David Safier, die sich aus der Perspektive Holocaustüberlebender der zweiten und dritten Generation über das Buch „Jeder Tag wie heute“ von Ron Segal austauschen werden.

Interview Paula Högermeyer