Bremens Unibad vor dem Aus: Anja, der Kampf geht weiter!
Im November muss das Bäderkonzept noch durch den Haushalts- und Finanzausschuss – danach sind die Tage des Unibads gezählt. Eine Bürgerinitiative kämpft.
Das jetzt beschlossene Konzept sieht Investitionen von insgesamt 39 Millionen Euro vor. Davon sollen die Neubauten im Horner Bad und im Waller Westbad bezahlt werden. Wenn alles glattgeht, sollen die Bauarbeiten in Horn nach den Sommerferien 2018 beginnen. Insbesondere der Umbau des Horner Bades ist dabei umstritten: Die ursprünglich geplante „Simply Swimming“-Variante nach niederländischem Vorbild kann aufgrund des deutschen Baurechts nicht umgesetzt werden.
Da außerdem ein adäquater Ersatz für die im Unibad vorhandenen 50-Meter-Bahnen und Zuschauertribünen für Wettkämpfe geschaffen werden muss, wird in Horn nun ein Kombibad gebaut: Die Freibadfläche wird um die Hälfte verringert, ebenso die Lieferfläche im Freien. Dafür wird eine Halle mit zehn 50-Meter-Bahnen und ausreichend Plätzen für Zuschauer gebaut. Die Kosten für den Umbau steigen damit auf 25,3 Millionen Euro – „eine erhebliche Kostenexplosion seit dem ursprünglichen Konzept von 2014“, in dem noch von gut 14 Millionen Euro die Rede gewesen sei, sagt Quass.
Zweifelhafte Rechnung
Doch nicht nur die Einwände der Initiative, die das Unibad sanieren und das Horner Bad erhalten will, stießen in der Regierungskoalition auf wenig Resonanz. Ein von der CDU-Fraktion eingebrachter Antrag, die verschiedenen Kostenmodelle einander gegenüberzustellen, wurde Dienstag in der Deputation abgelehnt und die darin enthaltenen konkreten Fragen nicht beantwortet. „Ich habe in der letzten Bürgerschaftsdebatte zu dem Thema gesagt, dass ich den Eindruck habe, dass die Kosten für die Sanierung des Unibades bewusst hochgerechnet und die Kosten für den Neubau in Horn bewusst zu niedrig angesetzt wurden, weil man sich unbedingt vom Unibad trennen wollte, warum auch immer“, sagt der sportpolitische Sprecher der CDU-Fraktion Marco Lübke. „Was die Kostensteigerungen angeht, glaube ich, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist, die Kosten ufern aus.“
Das sieht die Initiative ganz genau so. Aber: Die Argumente der Initiative „haben weder die Ressorts noch die Mehrheit der zuständigen Fachpolitiker überzeugt und auch nicht die Mehrheit in den Fraktionen gefunden“, sagt Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne). Die Neubauten seien energetisch deutlich günstiger, die Kosten und die erwarteten Betriebsjahre nach den Baumaßnahmen sicherer zu kalkulieren. Betrachte man nicht nur den Kostenaspekt, sondern auch die Qualität der Bäderlandschaft, müsse man feststellen: „Das kombinierte Hallen- und Freibad in Horn wird dazu führen, dass ein zusätzliches Freibad in der Vor- und der Nachsaison flexibler nutzbar ist. Diesen Vorteil will ich nicht aufs Spiel setzen.“
Bürgerinitiative spektisch
Marco Lübke, CDU-Fraktion
Das Argument mit den niedrigeren Betriebskosten überzeugt wiederum die Mitglieder der Initiative nicht: „Es gibt keine Aufstellung, in der die Betriebskosten für das Unibad dezidiert ausgewiesen sind und auch keine für das geplante Kombibad“, sagt Beke Wehrt von der BI.
Doch auch außerhalb des Beckenrands gibt es Gründe für den Erhalt des Unibads: „Gerade um die Uni herum werden immer mehr Baugebiete ausgewiesen“, sagt Architekt Eberhard Dengler. „Selbst wenn die Uni das Bad und den Sportturm nicht mehr braucht, weil der Sportstudiengang eingestellt wurde, gibt es doch Bedarf für ein Sportzentrum im Stadtteil.“ Bürgermeister Carsten Sieling spreche immer von Bremen als einer „wachsenden Stadt“, so Dengler weiter, dann müsse die Stadt dem auch Rechnung tragen. „Stattdessen wird hier Potenzial zerstört.“
Tatsächlich stehen die Chancen schlecht, jetzt noch etwas an dem Bäderkonzept zu verändern: Die Debatte laufe seit vier Jahren, heißt es im Sportressort, das Konzept müsse nun dringend zeitnah umgesetzt werden. Sowohl das Unibad als auch das Waller Westbad sind marode, es ist absehbar, dass sie irgendwann ganz ausfallen. Ein erneutes Aufleben der Debatte wünscht sich im Ressort zumindest niemand: Damit würde das gesamte Bäderkonzept zur Disposition gestellt.
Gerade das wünscht sich die Initiative „Rettet das Unibad“: „Der Senat befindet sich auf einem teuren und schädlichen Irrweg“, sagt Stefan Quass. Und: Aufgeben werden sie noch lange nicht.
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