: Ein bisschen mehr als nichts
Oft braucht die zarte Haut von Säuglingen zur Pflege eigentlich nur klares Wasser. Cremes mit Duftstoffen, aber auch solche auf pflanzlicher Basis können ihrer Haut schaden
Von Liz-Birk Stefanovic
Das Licht der Welt zu erblicke, ist nicht nur für die Augen und Ohren eines Neugeborenen ganz schön überwältigend. Auch die zarte Haut, die monatelang von körperwarmem Fruchtwasser umgeben und von der sogenannten Käseschmiere geschützt war, muss sich erst einmal an die neue Umgebung gewöhnen. Nicht selten wird der Säugling noch im Kreißsaal zum ersten Mal gewaschen – dabei muss das gar nicht sein. Es reicht, eventuelle Blutrückstände mit klarem Wasser zu entfernen. Die restliche Käseschmiere pflegt die Haut und kann sanft eingerieben werden.
Und wie geht’s zu Hause weiter? Die gute Nachricht ist: Babys machen sich nicht schmutzig. Lediglich der Windelbereich braucht etwas mehr Zuwendung. Wer Feucht- oder Öltücher verwenden will, findet in den Regalen der Drogeriemärkte eine überwältigend große Auswahl. Aber Achtung: Duftstoffe oder aggressive Tenside wie Natriumlaurylsulfat haben in den Inhaltsstoffen nichts verloren. Auch vermeintlich harmlose ätherische Öle wie Calendula können Allergien auslösen und Hautreizungen verursachen, wenn Ihr Kind dafür anfällig ist. Stiftung Ökotest nimmt Feuchttücher regelmäßig unter die Lupe, dort findet man die aktuellen Produkttests.
Empfehlenswert ist hingegen der gute alte Waschlappen, lediglich weich muss er sein: Mit warmem Wasser anfeuchten, abwischen, fertig. Danach sollte die empfindliche Babyhaut gut abgetrocknet und dünn mit einer geeigneten (Wund-)Creme versorgt werden. Auch hier macht es Sinn, zu unparfümierten und möglichst reizfreien Produkten zu greifen. Hat sich eine hartnäckige wunde Stelle gebildet, die gar nicht abheilen will, weiß der Kinderarzt Rat. Es könnte sich zum Beispiel um eine Pilzerkrankung handeln, die eine Spezialsalbe erfordert.
Neugeborene Eltern blicken dem ersten Bad meist etwas angespannt entgegen. Schließlich will man das winzige Baby nicht ins Wasser fallen lassen. Leichter geht es mit bewährten Handgriffen aus der Säuglingspflege: Legen Sie Ihr Kind quer vor sich hin. Umfassen Sie mit Ihrer linken Hand sanft den linken Oberarm des Kindes von hinten. Der Kopf ruht auf Ihrem Unterarm. Dann greift Ihre rechte Hand unter dem rechten Babybein durch und fasst seinen linken Oberschenkel. Klingt etwas kompliziert, ist aber ganz simpel. Jetzt liegt das Baby sicher in Ihren Händen. Lassen Sie es mit den Beinen zuerst vorsichtig in die Wanne gleiten. Mit der linken Hand halten Sie Ihr Kind weiter fest, mit der rechten waschen Sie es. Für Linkshänder gilt: Bitte alle Handgriffe umgekehrt anwenden. Viel Spaß beim Baden! (lbs)
Wie oft ein Säugling gebadet werden muss, hängt eher von seinen Vorlieben ab als von hygienischer Notwendigkeit. Einmal wöchentlich reicht völlig aus – aber wenn Ihr Baby großen Spaß am Baden hat, darf es gern öfter ins Wasser. Etwa 5 bis 10 Minuten sollte ein Säuglingsbad dauern. Weil so kleine Kinder ihre Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren können, ist eine angenehme Raumtemperatur von rund 22° C wichtig. Die ideale Wassertemperatur von 37 bis 38°C kann mit einem Badethermometer leicht ermittelt werden.
Auf ein Schaumbad dürfen Sie getrost verzichten, klares Wasser reicht völlig aus. Wer trotzdem gern einen Badezusatz verwendet, nimmt am besten ein mildes Waschgel mit einem pH-Wert von 5,5. Auch ein reichhaltiges, nicht austrocknendes Öl wie zum Beispiel Mandelöl eignet sich zum Baden – wobei auch hier gilt: Ein Spritzer genügt. Ungeübte Eltern sollten allerdings beim Ölbad besonders vorsichtig sein, denn durch den Fettfilm werden Hände und Kind ziemlich flutschig.
Pflegend, nicht fettend und ganz natürlich ist Muttermilch als Badezusatz. Sollte davon ein wenig übrig sein, kann man sie einfach ins Wasser geben. Nach dem Baden freut sich das Baby über ein weiches, warmes Handtuch, mit dem es gründlich, aber sanft abgetrocknet wird. Bei trockener Haut ist das Eincremen Pflicht, um Hautproblemen vorzubeugen. Für die Creme gilt: Weniger ist mehr, und milde Produkte ohne kritische Inhaltsstoffe oder gar Parfum sind für Babyhaut am besten.
Mit dichtem Haarwuchs sind die wenigsten Babys gesegnet. Deshalb reicht es oft, die spärliche Frisur mit einer weichen Bürste zu reinigen. Wenn Sie auf dem Kopf Ihres Babys gelbliche Krusten entdecken, ist das nicht ungewöhnlich. Der sogenannte Milchschorf ist harmlos und verschwindet im Laufe der ersten Jahre von selbst wieder. Nur wenn der Ausschlag juckt und das Wohlbefinden des Kindes beeinträchtigt, muss etwas dagegen unternommen werden.
Wer im Winter mit Baby draußen unterwegs ist, sollte vor allem bei Minusgraden auf Hautschutz achten. Die dünne Babyhaut besitzt noch keine ausgeprägten rückfettenden Eigenschaften und ist im Gesicht besonders empfindlich. Bewährt hat sich eine fetthaltige Wind-und-Wetter-Creme. Sie schützt die Haut zuverlässig vor Kälte und Wind. Vor dem Schlafengehen muss sie allerdings gründlich abgewaschen werden, damit die Haut in der Nacht ungestört atmen kann.
Was für das gesunde Durchschnittsbaby hervorragend funktioniert, reicht für Säuglinge mit allergischen oder sogenannten atopischen Hauterkrankungen meist nicht aus. Kinder mit Neurodermitis brauchen neben der Akutbehandlung eine tägliche, auf den Hautzustand abgestimmte Basispflege. Sie soll die Schutzbarriere der Haut verbessern und ihre Anfälligkeit gegenüber Reizen lindern. Zu dieser Basisbehandlung gehören nicht nur Cremes, sondern auch rückfettende Ölbäder. In der Apotheke gibt es zahlreiche Präparate mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen. Welches davon die richtige Wahl für die juckende Kinderhaut ist, entscheidet man am besten zusammen mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen