Der Neue, Platz acht

EINGETRETEN Seit Oktober ist der Gewerkschafter Michael Müller aus Bochum Mitglied der Linken

Freigestellter Betriebsrat der Bochumer Opel-Werke ist Michael Müller seit 2002 – und seit Oktober 2009 ist er außerdem Mitglied der Linken. „Ich war vorher noch nie in einer Partei“, sagt der 48-jährige Schlosser, der bei Opel als Maschinenführer gearbeitet hat. „Zur Linken hatte ich jedoch schon seit Einführung der Agenda 2010 Kontakt. Als Betriebsrat habe ich deren Aufrufe gegen den Sozialabbau unterstützt“, erzählt der mit einer Krankenschwester verheiratete Vater einer Tochter und dreier Söhne.

Ausschlaggebend für seinen Parteieintritt sei aber „der Poker auf Kosten der Beschäftigten“ gewesen, den der Opel-Mutterkonzern General Motors in der aktuellen Autokrise veranstaltet habe, sagt Müller. „Die Grünen sind mir zu konservativ geworden. Die schielen in Richtung CDU.“ Und die SPD? „Hartz-IV-Partei. Rente mit 67. Agenda-Partei“, schnauft Müller verächtlich. „Früher konnte man bei Opel Betriebsrat werden, wenn man in der SPD war. Heute ist das nicht mehr so“, sagt der Gewerkschafter, der seit 1995 Mitglied der Vertrauenskörperleitung der Bochumer IG Metall ist.

Als Kind einer Arbeiterfamilie – der Vater war Schachtmeister im Tiefbau – 1960 in Bochum-Langendreer geboren, weiß er nach 25 Jahren bei Opel um „die Härte der Auseinandersetzungen in der Arbeitswelt“. Seine Ziele als Betriebsrat glaubt Müller nur mit den Linken verwirklichen zu können: Während die wirtschaftspolitische Sprecherin des nordrhein-westfälischen Landesverbands, Edith Fröse, als Reaktion auf den geplatzten Opel-Verkauf die Enteignung des Autobauers fordert, will Müller in den Bochumer Opel-Werken jeden Arbeitsplatzabbau verhindern. Möglich machen soll das ein ökologischer Umbau der Fabriken: „Wir können künftig das Elektroauto Ampera bauen“, sagt der Betriebsrat. „Und Blockheizkraftwerke, wie sie etwa VW zusammen mit dem Ökostromanbieter Lichtblick auf den Markt bringen will.“

Vorbild VW: Nur das VW-Gesetz sichere den Einfluss der niedersächsischen Landesregierung auf den härtesten Opel-Konkurrenten, glaubt Müller – und schütze so die ArbeitnehmerInnen vor dem „hässlichen Gesicht des Turbokapitalismus“, das Nordrhein-Westfalens CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers am Mittwoch beklagte. Ein entsprechendes Gesetz solle künftig auch Opel schützen, fordert Müller, der ehrenamtlich als Richter am Dortmunder Sozialgericht tätig ist. Schließlich gehe es allein in NRW um „zehntausende Arbeitsplätze“.

Für den nötigen politischen Druck will der Gewerkschaftler, der schon 2004 den siebentägigen wilden Streik seiner Bochumer Belegschaft mitorganisierte, mit Hilfe der Linken sorgen: Beim Personalparteitag der NRW-Linken Mitte November in Mülheim kandidiert er für Platz acht der Liste, mit der seine Partei in den Düsseldorfer Landtag einziehen will. Er gehöre zwar keiner der wichtigen Strömungen an, habe aber trotzdem gute Chancen, glaubt der Betriebsrat: „Ich stehe für die betriebliche Praxis.“ ANDREAS WYPUTTA