Thomas Mauch
hört auf den Sound der Stadt
:

Ein Blick in die Kulturindustrie: Wer etwa an Postrock seinen Gefallen findet, hat mit Mogwai allemal eine Band des Vertrauens, die sich bestens in dem genreüblichen Leise-laut-lauter-Duktus zurechtfindet und dabei nicht gleich so großkathedralisch ans Werk gehen will wie andere Vertreter des Geschäfts. Godspeed You! Black Emperor zum Beispiel, die am 3. November im Festsaal Kreuzberg spielen werden. Das Konzert ist ausverkauft. Mogwai schaffen es dagegen, den Postrock auch als Pastorale zu geben und die Erhabenheit in ein idyllisches Format zu bringen, am Samstag kann man das in der Columbiahalle hören (Columbia­damm 13–21, 20 Uhr, 35 €).

Postrock etablierte sich ja Mitte der neunziger Jahre mal als zwischenzeitliches musikalisches Role Model, nachdem dem Britpop doch etwas die Luft ausgegangen war und man die Posen satt hatte und sich sogar mit einer meist instrumental argumentierenden Musik – dem Postrock eben – zufriedengab. Davor aber hatte man den ganzen Pomp mit dem Ringen um die Weltherrschaft und den ewigen Kampf um die Nummereinsen in der Hitparade, mit Oasis hü und Blur hott, was als Battle of Britpop in die Popgeschichtsschreibung eingegangen ist. Ein Kampf, der gleichfalls am Samstag im Bi Nuu nachgestellt wird bei der Blur vs. Oasis Night, mit Berliner Gruppen wie Gurr, Isolation Berlin, Los Apollos und weiteren mehr, die sich auf eine Seite schlagen werden und Blur oder eben Oasis geben. Hü und hott (U-Bhf. Schlesisches Tor, 20 Uhr, Spende von mindestens 10 €).

Die meinungsfreudigen Mogwai würden übrigens keinesfalls auf der Seite von Blur stehen: dass die nämlich „scheiße“ seien, ließen die Postrocker 1999 anlässlich eines Festivals, bei dem sie mit den Britpoppern spielten, auf T-Shirts drucken und als Fanartikel unters Volk bringen.

Aber es gibt ja auch noch aktuelle Gitarrenmusik. Laut. Lärmend. Mit einem nervösen Zucken, drängelnd, taumelnd, nie fallend. Die Neue Stuttgarter Welle. Schroffes Rocken. Zum Beispiel Karies, ein Quartett, das 2013 sein Debüt als Kassette veröffentlichte mit dem Titel „Fun ist ein Stahlbad“ (das Adorno-Zitat geht übrigens so weiter: „Die Vergnügungsindustrie verordnet es unablässig. Lachen in ihr wird zum Instrument des Betrugs am Glück.“) Anlässlich des aktuellen Albums „Es geht sich aus“ befand die Stuttgarter Zeitung, dass sich Karies „sogar noch beklemmender, verstörender und stoischer als ihre Kollegen Die Nerven“ erweisen. Dieses durchrüttelnde Stahlbad kann man sich am Montag in der Kantine am Berghain gönnen (Am Wriezener Bhf., 21 Uhr, 15 €).