berliner szenen
: Spandauer Füchse lieben Happy Meal

Seit ich vor sechs Jahren nach Spandau zwischen ein Naturschutzgebiet und einen Wald gezogen bin, bin ich einiges gewöhnt: In meiner Küche sind Heuschrecken keine seltenen Gäste.

Im Wald treffe ich öfter mal auf Rehe. Und auch die Ziege, die eine Nachbarin an der Leine oft durch das Naturschutzgebiet hinter meinem Haus führt, gehört längst zum Alltag. Auch der Anblick wütender Wildschweine auf der Straße löst kein Erstaunen mehr aus.

Obwohl es in der unmittelbaren Nähe meiner Wohnung nicht einmal einen Bäcker gibt, schätze ich meine Wohngegend sehr. Für mich überwiegen die Vorteile, noch in der Stadt und doch beinahe wie auf dem Land zu leben: Statt Autos höre ich in meiner Wohnung nur Froschquaken und Grillenzirpen, die Menschen in meiner Straße kennen sich untereinander und dennoch ist der Umgang so tolerant wie im Rest Berlins.

Wann immer ich die Wasserbüffel hinter meinem Haus weiden sehe, fühle ich mich privilegiert. Ich wohne ganz in der Nähe von einem Fleck Natur, den andere zur Erholung aufsuchen.

In einer lauen Nacht aber wird mir die Nähe zur Natur unheimlich: Ich sitze auf der schwach beleuchteten Außenterrasse von McDonald’s in der Nähe des Schanzenwaldes und mache eine Nachtschicht am Computer, als sich plötzlich, genau neben mir, ein Fuchs aufbaut.

Füchse, geht mir durch den Kopf, sind scheue Tiere und sie nähern sich Menschen in der Regel nur, wenn sie Tollwut haben. Aber gilt Deutschland nicht als tollwutfrei?

Ich erstarre und sehe dem Fuchs direkt ins Gesicht. Er bleibt ruhig sitzen und fixiert mich auch. Eine Weile verharren wir beide in unserer Position, dann springt er auf den kleinen Tisch neben meinem. Er frisst in Ruhe und genüsslich die Reste eines Happy Meals. Als er seine Mahlzeit beendet hat, verschwindet er langsam wieder in der Dunkelheit.

Eva-Lena Lörzer