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berliner szenenFälschung Tausend Euro nach Milano

Letzte Woche dachte ich, ich wäre meinem Traum von einer schönen Altbauwohnung in Kreuzberg mit Dielenboden, Stuck und Balkon zu einer erschwinglichen Miete zum Greifen nah. Das angeklickte Inserat ver­sprach nämlich genau das: 1,5-Zimmer-Wohnung, Altbau, Hinterhaus, 2. OG mit Keller, Körtestraße. Für 550 Euro warm im Monat.

Ich hinterließ der Frau, die sich Frau Hillebrand nannte, eine nette Nachricht und bekam eine halbe Stunde später eine nette Nachricht zurück. Es hieß, dass sie die Eigentümerin der Wohnung wäre und ein berufliches Angebot in Mailand angenommen hätte, für die nächsten fünf Jahre. So lange könnte ich die Bude bekommen. Daraufhin schrieb ich ihr wieder eine nette Nachricht und bekam eine nette Nachricht zurück. So zumindest lasen sich die ersten Zeilen.

Dann aber hieß es, dass sie die Wohnungsübergabe über Airbnb regeln würde, was wiederum heißen würde, dass sie dort die Schlüssel und alle wichtigen Papiere hinterlegt hätte. Bevor aber der Versand des Vertrags stattfinden könnte, müsste ich ihr im Vorfeld schon mal die erste Miete plus die Kaution in Höhe von 1.000 Euro auf das unten genannte Konto überweisen. Zur Glaubwürdigkeit hätte sie ihren Perso und ein paar Fotos von der Wohnung beigefügt. An den Fotos konnte ich sofort erkennen, dass es sich um keinen Berliner Altbau handelte und der Perso geklaut oder gefälscht sein musste.

Damit war der Austausch von Nettigkeiten beendet. Am nächsten Morgen schrieb ich dem Immo­bilien­portal eine Nachricht und meldete dieses Betrugsinserat. Am über­nächsten Tag war es gelöscht und mein Traum verpufft. Also, liebe Frau Hillebrand: Wenn es Sie wirklich gibt, passen Sie in Zukunft besser auf Ihren Ausweis auf. Das sollte ich auch tun, zumindest bei Wohnungsanzeigen. Eva Müller-Foell

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