heute in Bremen: „Was wir selbst entscheiden“
PODIUM Diskussion über die sozialen Gefahren der Digitalisierung für die Selbstbestimmung
Jahrgang 1970, Soziologin und Biologin, forscht an der Uni Bremen unter anderem zur „Programmierung des Entscheidens“.
taz: Frau Samerski, wann haben Sie sich zuletzt eine Entscheidung von einem Computer abnehmen lassen?
Silja Samerski: Ich bin keine Smartphone-Nutzerin und abnehmen lasse ich mir Entscheidungen von einem Computer noch nicht, aber anbahnen: zuletzt von Google Maps.
Was ist das Problem daran?
Für problematisch halte ich weniger Verkehrsleit-Programme, sondern Entscheidungen mit Hilfe von Computern, bei denen andere Menschen klassifiziert und beurteilt werden, um ihnen dann bestimmte Schicksale zuzuweisen – sie auszuschließen oder besonders zu behandeln.
Zum Beispiel?
Manche Gesundheitsexperten halten Computer für die Leibärzte von morgen, sie sollen Diagnosen stellen und Therapien empfehlen. Solche Entscheidungen haben aber immer eine soziale und ethische Dimension: Klassifizierungen wie „gesund“ und „krank“ sind sozial und kulturell bestimmt und Gegenstand von gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Im Computer werden diese ethischen und sozialen Aspekte unsichtbar, er gaukelt Objektivität vor.
Sollte man gegensteuern?
Es stecken viele wirtschaftliche Interessen hinter der Digitalisierung. Man sollte die Programmierung von Entscheidungen auf jeden Fall bremsen und erstmal darüber debattieren, was wir selbst entscheiden und was wir Algorithmen überlassen wollen. Interview: jpb
Diskussion mit Frieder Nake, Lars Fischer und Kai Osterhage: 20 Uhr, Villa Ichon
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