Stillstand auf den Metrogleisen

In München pausieren U- und S-Bahn. Ein Warnstreik soll die Kürzung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld verhindern

MÜNCHEN taz ■ Wenn die Nachtlinien auch am Tag fahren, läuft etwas nicht rund im Nahverkehr. Statt U-Bahnen, Trams und den üblichen Metrobussen fuhren gestern in München nur eine Hand voll privater Nachtbusse sowie die S-Bahnen der Deutschen Bahn. Dafür stauten sich Autos und Fahrräder. In anderen bayerischen Städten wie Bayreuth oder Würzburg lief nichts mehr. Grund für den Stillstand: Die Gewerkschaft Ver.di hatte zu einem Warnstreik aufgerufen – um die Kürzung von Zulagen zu verhindern. Der Tarifvertrag ist gekündigt, es gibt noch keine anschließende Regelung etwa für den Großtstadtzuschlag und das Weihnachtsgeld. Zugleich tritt ab Oktober ein neuer Tarifvertrag im öffentlichen Dienst in Kraft, von dem der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) aber annimmt, dass er nicht für den Nahverkehr gilt.

Ver.di und der KAV verhandeln deshalb zwar seit zwei Jahren. Eine Einigung gibt es nicht. Man habe sich bereits im Juni 2004 gemeinsamen Zielen angenähert, die etwa eine leistungsorientierte Bezahlung und eine Festschreibung der 38,5-Stunden-Woche vorsahen, sagt Martin Marcinek von der Münchner Arbeitskampfleitung. „Jetzt will der KAV plötzlich einen Verzicht auf Lohnerhöhung bis 2009, eine 1.000-Euro-Pauschale statt Weihnachts- und Urlaubsgeld und die Möglichkeit zur 40-Stunden-Woche“, schimpft Marcinek. Reinhard Büttner, MVG-Personalgeschäftsführer ist bereit nachzuverhandeln, „aber wir wollen auf jeden Fall mehr Produktivität“. Insgesamt rechnet er beim neuen Tarifvertrag mit Einbußen für die Fahrer von etwa 10 Prozent. Ver.di dagegen kommt auf ein Minus von 30 Prozent. Am Montag wollen beide Seiten gemeinsam zum Taschenrechner greifen. Büttner hofft auf eine Einigung: „Wenn noch mal gestreikt würde, etwa während des Oktoberfests, dann brennt die Hütte.“ MAX HÄGLER