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Grosses für Kleine

Es hat sich einiges getan, aber ein großer Teil der Kinderliteratur neigt nach wie vor dazu, die Welt zu verharmlosen oder, schlimmer noch, von oben herab erklären zu wollen. Das Werk des Kinderbuchautoren Maurice Sendak hingegen begegnet seinen Lesern auf Augenhöhe. Bei Sendak wird die Kindheit weder verklärt noch zu etwas, das der Belehrung bedürfte, degradiert. „Man wird nicht unbedingt besser und klüger, wenn man einen langen Weg hinter sich gebracht hat“, hat Sendak einmal gesagt. Seine Wut auf das, was man die Welt der Erwachsenen nennt, war gut begründet. „Ich hasste die Lehrer, ich hasste die Schule. Nichts, was ich heute erlebe, war so furchtbar wie das damals. Nirgendwo Ermutigung, nirgendwo Ermutigung.“

Am Wochenende wird die Oper „Wo die wilden Kerle wohnen“ aufgeführt, nach dem Text von Sendaks bekanntestem Buch. Max flieht zu den wilden Kerlen und wird zum König gekrönt. Sein erster Befehl lässt nicht lange auf sich warten: „Und jetzt machen wir Krach!“ Das Buch handelt von der Berechtigung und der Kraft kindlicher Wut. Die für Kinder ab acht Jahren empfohlene Oper soll, so war es nach der Premiere hier und da zu hören, nicht kindgerecht, sondern zu schwierig sein. Ähnliches wurde von Spike Jonzes 2009 entstandener Verfilmung von Sendaks Buch behauptet. Der Medienpädagoge Stefan Stiletto wiederum, der seit einigen Jahren angenehm ergebnisoffene Filmseminare für Kinder veranstaltet, weiß von einem Elfjährigen zu berichten, der nach einer Vorführung von „Wo die wilden Kerle wohnen“ eher ernüchtert konstatierte: „Ich glaube, von diesem Film können Erwachsene lernen, wie man mit Kindern umgehen sollte.“

Die Oper wird am Samstag um 16 Uhr im Theater am Goetheplatz gezeigt, Spike Jonzes Film gibt es in jeder Videothek. BENJAMIN MOLDENHAUER

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