Leinen los und Segel gesetzt

UMSCHULUNG Der Beruf des Bootsbauers ist gefragt wie nie. Als bundesweit einziger Bildungsträger bietet „Jugend in Arbeit“ in Hamburg die Ausbildung als Umschulung an

BootsbauerInnen brauchen Kreativität sowie mathematisches und handwerkliches Gespür

VON SIMONE SCHNASE

Ob Kajak, Segelboot oder Yacht: Bootsbauer fertigen, warten und reparieren Boote. Ein traditioneller Handwerksberuf also? „Das ist längst nicht alles“, sagt Hilka Jeworrek von der gemeinnützigen Gesellschaft „Jugend in Arbeit“ (JIA) in Hamburg. „Bootsbauer sind Allrounder, die auch im Flugzeug-Innenausbau und bei der Fertigung von Windkraftanlagen benötigt werden – und gerade hier herrscht akuter Fachkräftemangel.“

Kein Wunder also, dass der Beruf gefragt ist wie nie. Das haben auch die Arbeitsagenturen (Arge) und Jobcenter erkannt: Sie erteilen InteressentInnen Bildungsgutscheine für eine Umschulung zum Bootsbauer durch die JIA, denn die ist ein offiziell zugelassener Träger für Umschulungen und Weiterbildungen – und zwar bundesweit der einzige im Bereich Bootsbau.

In Form von Blockunterricht absolvieren die angehenden BootsbauerInnen den theoretischen Teil ihrer Ausbildung in der Berufsfachschule Lübeck-Travemünde. „Dort werden sie auch untergebracht – selbst für eine Wohnung während der Ausbildung ist also gesorgt“, sagt Jeworrek. Berufspraxis bekommen die Auszubildenden im Harburger Binnenhafen. Dort orientieren sie sich an realen Aufträgen in hochwertig ausgestatteten Werkstätten und konstruieren und fertigen Rumpfteile oder Decks und bauen sie zusammen. Anders als im Schiffsbau, wo für die riesigen Kähne hauptsächlich Stahl verwendet wird, arbeiten BootsbauerInnen mit Werkstoffen wie Polyethylen, Fiberglas, Epoxydharz und glasfaserverstärktem Kunststoff – und natürlich mit Holz.

Bereits am 19. November startet die Umschulung, aber erst jetzt nimmt die JIA Bewerbungen entgegen. „Das ist sehr kurzfristig, ja“, sagt Jeworrek. „Aber wir haben auch erst jetzt die Zusage der Arbeitsagenturen für die Bildungsgutscheine erhalten.“ Diese werden dafür aber auch sehr schnell erteilt – und zwar nicht nur in Hamburg. „Unser Standort ist zwar dort, aber wir richten uns an InteressentInnen aus dem gesamten norddeutschen Raum“, sagt Jeworrek. Und auch die Fahrtkosten zur Infoveranstaltung am kommenden Freitag übernehmen die Arge oder das Jobcenter.

Die JIA ist Teil eines Unternehmensverbundes rund um die Hamburger Stiftung Berufliche Bildung (SBB). Die Unternehmen bieten Dienstleistungen auf dem Gebiet „Human Resources“ für Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie die berufliche Qualifizierung und (Wieder-)Eingliederung in den Arbeitsmarkt an. Zielgruppen sind vor allem Jugendliche und Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung, Menschen mit sprachlichen Handicaps, Alleinerziehende und Ältere.

Voraussetzung für die Teilnahme an der Umschulung zum Bootsbauer sind der Hauptschulabschluss, die Freude am Gestalten und Zeichnen sowie mathematisches und handwerkliches Gespür, denn der technische Standard im Bootsbau ist hoch: BootsbauerInnen entwerfen und fertigen den Bootskörper, sie installieren die Technik und machen den kompletten Innenausbau.

Die BewerberInnen sollten gute Deutschkenntnisse haben, älter als 25 Jahre alt sein, Arbeitslosengeld beziehen und eine mindestens zwölfmonatige Erwerbstätigkeit vor der Umschulung nachweisen können. Dafür ist dieser zweite Bildungsweg mit einer Dauer von zweieinhalb Jahren auch zwölf Monate kürzer angelegt als die BootsbauerInnen-Ausbildung auf dem ersten Bildungsweg.

Die InteressentInnen sollten sich schnellstmöglich mit ihrem Arbeitsvermittler in Verbindung setzen, damit die Bildungsgutscheine für den Ausbildungsstart am 19. November pünktlich vorliegen.

Informationsveranstaltung „Umschulung zum Bootsbauer“ der gemeinnützigen Gesellschaft „Jugend in Arbeit“: Freitag, 9. 11., 10 Uhr, Zitadellenstraße 10, Hamburg-Harburg. Eine Anmeldung ist nicht nötig.