Auf verlorenem Posten
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Niki Drakos will keine „deutsche Leitkultur“ Foto: Die Urbane

Nicht mehr Rumeiern

KLEINSTPARTEI Die HipHop-Partei will Politik für die Einwanderungsgesellschaft

taz.die tageszeitung: Frau Drakos, wie lautet Ihr Wahlkampfslogan?

Niki Drakos: So weit sind wir noch nicht. Wir sind noch ganz wenige. Wir haben zwar 250 Mitglieder, aber wirklich aktiv im engsten Sinne sind vielleicht 15 Leute, die alle auch berufstätig sind, ihren Alltag haben und das alles ehrenamtlich machen. Wir sind noch komplett ehrenamtlich unterwegs zurzeit. Bei allem, was mit Wahlkampf zu tun hat, sind wir noch nicht gut aufgestellt.

Was ist der beste Grund, Ihre Partei zu wählen?

Mir fallen ganz viele Gründe ein. Wir sind die erste Partei seit Langem, die wieder eine Vision hat von einer Gesellschaft und von einer kulturellen Identität, die wir entwickeln wollen. Wir haben in der Parteienlandschaft ein Rumeiern erlebt. So ein Versuchen von Ausgleichen von Interessen, die einfach nicht auszugleichen sind. Weil wir schon längst eine Migrationsgesellschaft sind, weil wir schon längst eine vielfältige Gesellschaft sind in jeder Hinsicht, nicht nur was Migration betrifft. Und da wird in der Politik immer noch so getan, als könnte man sich irgendwie abschotten, assimilieren und irgendwie um jeden Preis eine fiktive deutsche Identität erst mal behaupten und dann auch noch durchsetzen. Das ist nicht zeitgemäß. Das ist nicht modern.

Noch sind Sie eine Kleinstpartei. Was wollen Sie werden, wenn Sie groß sind?

Was wollen wir werden? Was wollen wir bleiben? Wir wollen authentisch bleiben und ehrlich bleiben. Und wir haben für uns den Anspruch, dass wir eigentlich keine Politiker*innen sein wollen und werden wollen. Wir sind Aktivist*innen, die sich in der politischen Sphäre, auf dem politischen Parkett bewegen –und das wollen wir bleiben.

Was werden Sie tun, um deutsche Journalist*innen und Staatsbürger*innen aus den Gefängnissen in der Türkei zu holen?

„Es wird immer noch so getan, als könnte man sich abschotten, assimilieren oder eine fiktive deutsche Identität behaupten“

Ich finde es eine unglaublich schwierige Situation, in die sich die deutsche Politik aber auch reingeritten hat, durch den Deal, der mit der türkischen Regierung vereinbart wurde, um wiederum Flüchtlinge vor den Toren Europas abzufangen und aufzuhalten. Das ist etwas, was so nicht funktioniert.

Waren Sie mal Klassensprecherin?

Ja, war ich mal, war ich mal.

Interview Doris Akrap

„Die Urbane. Eine HipHop Partei“ hat sich am 1. Mai 2017 gegründet. Die Partei zählt circa 250 Mitglieder*innen und tritt zum ersten Mal bei einer Wahl an. Ziele sind soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung und Selbstbestimmung aller Bürger*innen unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion. Sie sieht sich in der Tradition des HipHop als emanzipierende Alltagskultur. Niki Drakos, ganz Griechin und ganz Deutsche, wie sie über sich sagt, ist Bundesvorsitzende.