Orkansaison sehr früh gestartet

Sturm-tief

Das war schon recht zugig am Mittwoch. Der erste schwere Herbststurm fegte mit Böen von 140 Stundenkilometern über Norddeutschlands Küsten. Sogar ein Todesopfer forderte das Sturmtief „Sebastian“: In Hamburg wurde ein Mann von einem umstürzenden Baugerüst erschlagen; mehrere Menschen wurden in Schleswig-Holstein und Niedersachsen von herabfallenden Ästen oder Dachziegeln verletzt.

Ansonsten überall vertraute Bilder: Feuerwehr und Technische Hilfswerke im Dauerstress, meterhohe Wellen an der Nordsee, Land unter auf den Halligen, eingestellte Fährverbindungen zu fast allen Inseln, etliche durch umgefallene Bäume unterbrochene Zugverbindungen, und der Hamburger Fischmarkt stand natürlich auch knietief unter Wasser. Kein Grund zur Aufregung, sollte der sturmfeste Norddeutsche meinen – wenn da nicht das ungewöhnlich frühe Datum wäre.

Der Start in die winterliche Orkansaison begann so früh wie nie. Ab Mitte Oktober etwa ist grundsätzlich mit schweren Stürmen vor allem an der Nordseeküste zu rechnen, aber 13. September ist „auffällig“, sagte Meteorologe Dominik Jung vom Portal wetter.net. Als Konsequenz der Erderwärmung wollte er den September-Orkan zwar nicht bezeichnen, der frühe Zeitpunkt sei aber schon „ungewöhnlich“, sagte er. Mit dem Etikett „Klimakatastrophe“ indes sei er vorsichtig. Aber wenn sich das in den nächsten Jahren wiederhole, müsse man das Phänomen neu betrachten.

Zudem war „Sebastian“ außergewöhnlich groß. Von Dänemark bis Norditalien reichte das Orkantief. „Der hat einen Durchmesser von rund 900 Kilometern“, sagte Jung, „damit ist er größer als der Hurrikan ‚Irma‘, der gerade die Karibik und Florida heimsuchte.“ Zum Glück aber nicht ganz so heftig, sodass sich die Lage am Donnerstagvormittag wieder beruhigte. „Sebastian“ war nur der erste Orkan dieser Saison, der schwerste aber wird noch kommen. smv