Business Improvement: Lieberkleinbleiben
Hamburger Soundtrack
von Nils Schuhmacher
Think small: Über das Hamburger Label Fidel Bastro wurde sich an dieser Stelle schon einmal geäußert. Das war vor fünf Jahren, man feierte sein 20-jähriges Bestehen. Der HSV stand auf dem neunten Tabellenplatz und schloss die Saison als Siebter ab. Die Worte für die beiden Betreiber, das Brüderpaar Kroschewski, waren ausnahmslos warm und freundlich.
Denn das „Geschäft“ mit der Musik in den „Kategorien von Start-up-Unternehmen“ betreiben und den Rautenklub doof finden, das kann jeder. Aber mit den Noise-Rock-, Noise-Pop- und anderen schrulligen Bands befreundet sein, so stoisch wie liebevoll deren Veröffentlichungen aneinanderreihen und in seinem Fansein unverdrossen weitermachen: das nicht.
Man darf sich also freuen, dass zum Jubiläum wieder eine kleine Werkschau mit den üblichen kleinen Verdächtigen ins Haus steht (29. 9., Hafenklang). Das sind diesmal Happy Grindcore, Potato Fritz, High Quality Girls und die allseits als heißer Stein am Noise-Rock-Himmel gehandelten Gewalt.
Andererseits: super size me. Sogar mehrfach Erwähnung gefunden hat hier bereits das jährlich stattfindende Reeperbahn-Festival (20.–23. 9.), das sich stetig steigenden Zuspruchs erfreut. Es wird dieses Jahr 12 Jahre alt. Wäre es ein Mensch und die AfD an der Regierung, es wäre nun also strafmündig. Beides ist aber (noch) nicht der Fall.
Damit bleibt es weiter so, wie es immer war: Statt mehr Knast gibt es mehr Klubs (dieses Jahr neu dabei: die Elbphilharmonie), in denen zeitgleich in etwa so viele Bands spielen, wie das kleine Label Fidel Bastro insgesamt an Platten herausgebracht hat und über 30.000 Menschen den Busines Improvement District Reeperbahn ein ganz ganz bisschen Rock-’n’-Roll-mäßig schmuddelig machen. Und als warmer Mantel fungiert ein Treffen der Musikwirtschaft. Oder es ist andersherum. Ab dem 24. September kehrt jedenfalls wieder der übliche lässige Charme im Kultviertel ein. Wir freuen uns schon auf: in fünf Jahren.
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