Auf verlorenem Posten
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Richard Progl will Bayern befreien Foto: BayernPartei

Nach Preußen für Bayern

MÜNCHEN-OST Raus aus Deutschland: Die Bayernpartei kämpft für den „Bavexit“

Dabei sein ist alles. Fast alles. Denn natürlich hat die Bayernpartei schon auch das Ziel, ihr Wahlergebnis der Bundestagswahl 2013 zu verbessern. „Verdoppeln wäre schön“, sagt Parteichef Florian Weber. Damals waren die Separatisten nicht einmal auf ein Prozent der Stimmen gekommen – in Bayern. Und dass es ein Traum bleiben wird, einige seiner 24 Direktkandidaten könnten tatsächlich das Mandat holen und die Partei somit an der Fünfprozenthürde vorbei in den Bundestag einziehen, weiß der 53-Jährige natürlich auch.

Fragt sich natürlich, warum eine Partei, die sich für den Austritt Bayerns aus der Bundesrepublik starkmacht, ausgerechnet für den deutschen Bundestag kandidiert. Weber kennt die Frage. „Wenn man die Politik mit beeinflussen will“, sagt er, „muss man die politischen Gegebenheiten akzeptieren.“ Und momentan würden nun mal besonders viele auch für Bayern bedeutsame Entscheidungen in Berlin gefällt. So müsse man letztlich auch in Berlin für den „Bavexit“ kämpfen – frei nach dem Motto: „Wir sind gekommen, um zu gehen.“

Außerdem sieht sich die Bayernpartei nicht als monothematische Partei. Man vertrete klare Positionen auf allen politischen Feldern, sagt der Vorsitzende. Im Vordergrund stünden natürlich bayerische Interessen. Denn die würden nun mal in Berlin derzeit überhaupt nicht vertreten – auch nicht von der CSU. Horst Seehofer vernachlässige trotz aller Lippenbekenntnisse den Mittelstand. Eine Aussage, die nicht nur Angela Merkel in Erstaunen versetzen dürfte.

Spitzenkandidat der Partei ist Richard Progl, 38, Geschäftsführer eines Transportunternehmens in München, Ehemann, Vater zweier Töchter und seit 2010 Stadtrat in München. Der Weg Progls in die Partei war kurz. Auf der Straße hat er ein paar Plakate der Bayernpartei gesehen, sich daraufhin im Internet das Parteiprogramm angeschaut und gedacht: „Das ist ja, als wie wenn ich’s selber ­geschrieben hätte.“ Und schon war das Beitrittsformular ausgefüllt.

Und Progl hat Visionen: In einem freien Bayern, so argumentiert er, könnten die Steuern niedriger sein. Und man müsste sich in der Bildungspolitik nicht an Pisa-Schlusslichtern wie Bremen orientieren. Dann könnte man Schulfächer wie Bairisch, Fränkisch und Schwäbisch einführen und das Fach Heimat- und Sachkunde stärken. Ein Herzensanliegen von Progl, der sich noch gut erinnern kann, wie er als Schulbub teilweise schlechte Deutschnoten bekommen hat – wegen seines Dialekts.

Dass er jetzt den Stadtratsposten aufgeben muss, um ein neues Mandat in Berlin zu übernehmen, muss der Münchner jedoch nicht befürchten. Progl tritt im Wahlkreis München-Ost als Direktkandidat an. Aber anzunehmen, er würde das Mandat bekommen, bezeichnet er selbst als „vermessen“, er sei schließlich Realist. Und warum tut er sich dann so einen Wahlkampf an? „Man möchte doch seine Ideen nach außen tragen“, sagt er. Außerdem müsse man doch den 32 Prozent der Bayern, die einer Umfrage zufolge für die Unabhängigkeit sind, eine Wahloption geben. Und letztlich sieht er das Ganze als Vorwahlkampf für die Landtagswahl im kommenden Jahr an. Da wird er sich wieder bewerben – und hofft auf einen Einzug ins Parlament. Dominik Baur