Ein altes Mädchen

Nach etwa 3.000 Jahren landet eine niedersächsische Moorleiche auf dem Untersuchungstisch der Hamburger Rechtsmedizin

von Rahel de Silva

Eine rund 3.000 Jahre alte Mädchen-Moorleiche ist für zwei Wochen zu Gast in der Hamburger Rechtsmedizin. Die Leiche war vor fünf Jahren im Uchter Moor im Kreis Nienburg in Niedersachsen von Torfarbeitern gefunden worden. Zuletzt war in Niedersachsen vor 50 Jahren eine solche Moorleiche geborgen worden.

Da es sich nun um den Leichnam einer 16 bis 19 Jahre alten Frau handelt, hatte die niedersächsische Staatsanwaltschaft zuerst vermutet, dass sie es mit einem vor rund 30 Jahren verschwundenen 16-jährigen Mädchen aus der Umgebung zu tun habe. Nachdem sich das durch DNA-Analysen als falsch herausstellte, stockten die Ermittlungen. Durch eine Torfstichmaschine war das nun untersuchte Skelett stark fragmentiert und nur in Einzelteilen erhalten.

2005 dann fanden Torfarbeiter in unmittelbarer Nähe des ersten Fundortes die vollständig erhaltene Hand des Mädchens, woraufhin die Hamburger Rechtsmedizin, die inzwischen mit der Untersuchung des Skeletts beauftragt worden war, Spezialisten des Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege hinzuzog.

Erst durch die Anwendung der Radiokarbon-Methode, die das Alter von organischen Stoffen ermittelt, fanden die Wissenschaftler den Todeszeitpunkt der Leiche heraus. Das Mädchen war vermutlich 150 Zentimeter groß. Genaueres über Herkunft, Lebens- oder Todesumstände können die Forscher frühestens in sechs Monaten und nach weiteren Untersuchungen sagen. „Gewalteinwirkung gab es nur durch die Torfstichmaschine“, so Klaus Püschel, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin in Hamburg.

Die Arbeit der Wissenschaftler hat zudem den Wiederaufbau des zerstörten Schädelknochens und die anschließende Nachbildung aus Plastik zum Ziel: Das Mädchen aus dem Moor soll ein Gesicht bekommen.