Angehörige überlastet

Diakonie beklagt Mangel an Tagesstätten für Pflegebedürftige. Hamburg bundesweit Schlusslicht

In Hamburg herrscht eine massive Unterversorgung an Tagesstätten für pflegebedürftige Menschen. Das kritisiert das Diakonische Werk Hamburg. Im Großstädtevergleich rangiere die Hansestadt beim Platzangebot an vorletzter Stelle. Darunter litten vor allem die pflegenden Angehörigen. Die Diakonie fordert für sie „mehr Entlastung“.

Dem Diakonischen Werk zufolge leben an die 110.000 pflegebedürftige Menschen in Hamburg. Etwa 93.500 von ihnen wohnen zu Hause und werden überwiegend – zu rund 70 Prozent – von Angehörigen versorgt. Dies seien zumeist Frauen mittleren Alters, „die vielfach Dreifachbelastungen tragen“, warnt die Diakonie, „die über ihre Kräfte hinausgehen“.

Entlastung könnten Tagespflegestätten bringen. Doch in Hamburg stehen für mehrere zehntausend Menschen lediglich 256 Plätze in insgesamt 16 Einrichtungen bereit, wie die Diakonie beklagt: „Das ist viel zu wenig“, rügt Katrin Kell, Leiterin des „Team Pflege“ im Werk.

„Ähnlich unterdurchschnittlich“, so Kell, sei das Angebot von Einrichtungen zur Kurzzeitpflege. Dort werden auf Hilfe angewiesene Menschen betreut, wenn ihre Angehörigen Urlaub machen oder wenn sie nach langem Klinikaufenthalt auf das Leben zu Hause vorbereitet werden müssen. Kell zufolge gibt es in der Stadt nur zwei solcher Einrichtungen mit insgesamt etwa 53 Plätzen. „Auch hier herrscht großer Handlungsbedarf.“

Den Senat fordert die Diakonie auf, die pflegenden Angehörigen „besser im Blick zu haben“ und unterstützende Einrichtungen durch städtische Investitionen zu fördern. An die Bundespolitik gerichtet mahnt das Werk zudem an, die Pflegesätze zu erhöhen, damit sich das Angebot von Tages- und Kurzzeitpflegestätten für freie Träger mehr lohne. Eva Weikert