LeserInnenbriefe
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Regierungsvorlage: Hate Speech

betr.: „Zurzeit offline“, taz vom 25. 8. 17

Na, bravo! Da wird also, unter Hinweis auf eine Handvoll nicht sehr erwachsener Fantasien über CE-zertifiziertes Feuerwerk, die wahrscheinlich wichtigste Kommunikationsplattform von Linksradikalen hierzulande vom Staat geschlossen. Das habt ihr nun von den Narrativen von „Extremismus“ („Bagger besetzen oder Ausländer verprügeln, Grenzen auf oder Grenzen zu, alle gleich böse“) und „Hate Speech“. Dass die Rede von offiziös zum Verschwinden zu bringender Sprache so einfach Mainstream wurde, ist dabei erschütternd, vor allem weil die existierende „Hate Speech“ ohne die xenophoben („Flüchtlingskrise“), autoritären („die Polizei stärken“), bellizistischen („den IS vernichten“) oder Menschenrechte verachtenden („Datenschutz ist Täterschutz“) Vorlagen von der Regierungsbank schlicht nicht vorstellbar ist.

Ergebnis: Per „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ zensiert jetzt ausgerechnet Bertelsmann, groß geworden mit Groschenromanen für Nazi-Soldaten, die Timelines der Facebook-Opfer.

Menschenrechte sind nicht teilbar, auch und gerade wenn wir die Menschen, um deren Rechte es geht, nicht leiden können. MARC DAHN, Heidelberg

Sie war keine Jetset-Schlampe

betr.: Karikatur, taz vom 26. 8. 17

Diana Spencer wurde vor zwanzig Jahren nachgewiesenermaßen vom britischen Geheimdienst unter Mithilfe der Franzosen getötet. Dies nicht nur aufgrund ihres erfolgreichen internationalen Engagements gegen Landminen und die Rüstungsindustrie, sondern auch weil die Briten nicht zulassen konnten, dass sie das Kind des Muslims Dodi Fayed zur Welt bringen könnte. Der Mord wird zwar in den Medien immer noch „Unfalltod“ genannt, aber die Resultate der Untersuchungskommission waren eindeutig. Man muss sich nur die Mühe machen, sie zu lesen und zu analysieren (was inzwischen verschiedene unabhängige Buchautoren getan haben). Diana dann in einer Karikatur posthum als „Jetset-Schlampe“ zu bezeichnen, ist ausgesprochen pietätlos, auch wenn man das ihrem Ex in den Mund legt. We are not amused! BEN COHRS, Bremen

Milliardengeschäfte mit Motoröl

betr.: „Die Fortsetzung des Übels“, taz LeserInnenzentrum vom 26. 8. 17

Der jahrelange Kampf gegen das Elektroauto wird nicht nur von der Autoindustrie geführt, sondern auch von den Motorölherstellern. Elektromotoren brauchen kein Motoröl. Wer die Motorölpreise kennt, weiß, wovon ich rede. Ein Milliardengeschäft geht verloren. Das Ende der „Verlust-Öler“ ist trotzdem nicht aufzuhalten. Man kann es aber nach Kräften verzögern.

INGO RENNERT, Müden/Aller

Die Bahn lügt, pünktlich und sicher

betr.: „Wenn das angeblich Unmögliche eintritt“, taz vom 24. 8. 17

Der Vorstand, Herr Pöllath, der ausführenden Baufirma Züblin will uns mit seinen Ausführungen zur Unglücksursache („Wir wissen es nicht.“) für dumm verkaufen oder es fehlt ihm jegliche Grundkenntnis der Physik: Der Geschiebemergel von Rastatt enthält Kiesel unterschiedlicher Größe in Sand und Mergel eingebettet. Bei jeder Druckwelle, die fahrende Züge erzeugen, werden Kiesel, Sand und Mergel unterschiedlich belastet, es entsteht Wärme durch inelastische Stöße, das Eis schmilzt, der Eispanzer wird weich und rutscht. Der Verweis auf die erfolgreiche, unfallfreie Untertunnelung der Limmat in Zürich (Tunnelvortrieb im Eispanzer) zeigt lediglich, wie dilettantisch in Deutschland vorgegangen wurde. Der Limmatboden wurde mit Wärmedämmplatten zur Isolierung des zu vereisenden Bodens abgedeckt, durch Spundwände wurde verhindert, dass der Eisschild durch fließendes Grundwasser abgetragen wird, während der Untertunnelung des Vorplatzes wurde der Schwerverkehr umgeleitet, um ein Aufschmelzen des Eisschildes durch Stoßwellen zu verhindern – obwohl das dortige Schwemmland homogener ist, Stoßwellen besser dämmt und die Gefahr von Haarrissen und Wärmeinseln im Eisschild geringer ist. Mit anderen Worten: Das Verfahren ist „international erprobt“ (Zitat Bahn), aber wohl noch nie so dilettantisch eingesetzt worden. Für Stuttgart 21 wird die Gefahr der Instabilität des Eisschildes durch Stoßwellen darüber fahrender Züge noch größer werden, Wassereintritt führt zudem zu größeren Verwerfungen durch Aufquellung des dortigen Gipsgesteins. Es ist blauäugig, diese Gefahren einfach zu ignorieren, es ist dumm, diese Gefahren nicht zu erkennen, und es ist eine Unverschämtheit, uns so anzulügen, wie es im Augenblick bei Bauvorhaben der Bahn geschieht.

HERMANN BOCK, Mutterstadt

Schlag nach bei Herrmann …

betr.: „Ausgezeichnete Banalitäten“, taz vom 19./20. 8. 17

In der „Sachkunde“ der taz waren wieder so ausgezeichnet fundierte Beiträge von Ulrike Herrmann. Danke! Wie immer klären ihre Beiträge auf, dass ein großer Teil der Volkswirte in ihren Aussagen ideologie- und interessengetrieben und kaum als exakte Wissenschaftler anzusehen sind. Die Finanzkrise haben viele der Volkswirte nicht erklären können oder wollen. Oder: Welche wirtschaftliche Katastrophe sollte die Einführung des Mindestlohns angeblich verursachen! Die Reihe der Fehlprognosen durch die hoch dotierten Experten ist lang. Sie sollten bei ­Ulrike Herrmann nachlesen. LUDWIG HOFFMANN, Wernigerode