Richard Rother über die E-Auto-Offensive der deutschen Konzerne
: Die Skepsis fährt mit

Den Kleinwagen Smart soll es ab dem Jahr 2020 nur noch elektrisch geben

Zumindest die Kommunikationsstrategie der deutschen Autoindustrie ist professionell. Während im Wahlkampf eben noch alle über den Dieselskandal, Fahrverbote und das Ende des Verbrennungsmotors redeten, setzen die Unternehmen zur Branchenmesse IAA einen neuen Akzent: Wir können E-Autos, wir können auch anders. So jedenfalls sind die Ankündigungen von Daimler, BMW und Volkswagen zu verstehen, immer mehr E-Modelle anzubieten; die Marke Smart etwa soll ab 2020 sogar ausschließlich elektrisch fahren. Ob den Ankündigungen auch die Taten folgen, die zur Elektrifizierung des Individualverkehrs notwendig wären, steht dennoch auf einem anderen Blatt. Hier ist Skepsis angesagt.

Schon zu oft hat die Industrie versprochen, umweltfreundlichere Fahrzeuge zu produzieren. Und was kam dabei heraus? Die Autos wurden immer größer, schwerer und schneller; und wegen ein paar Euro Einsparpotenzial griffen die Manager beim – eigentlich effektiven – Dieselantrieb zu Betrug und Tricks, um die offiziellen Abgastests im Labor zu bestehen, während auf der Straße der ganze echte Dreck ausgepustet wird.

Auch die Geschichte der E-Mobilität ist bislang kein Ruhmesblatt. Bislang gibt es erst wenige Zehntausend reine Elektroautos in Deutschland, und selbst im Vorreiterland Norwegen gelingt der E-Auto-Boom nur dank massiver staatlicher Unterstützung und verkehrsrechtlicher Bevorzugung. Warum? Weil E-Autos ohne Staatshilfen zu teuer sind; außerdem schrecken die geringe Reichweite und lange Ladezeiten viele Kunden ab.

Man darf gespannt sein, mit welcher Technik und mit welchem Marketing die deutsche Autoindustrie diese Probleme lösen will und ob sie sich zu einer Batterieproduktion in Deutschland durchringen kann. Prognose: Geht die Industrie das alles ernsthaft an, wird ihr eine ganz große Autokoalition von Schwarz bis Grün den Dieselskandal verzeihen – und Fahrverbote verhindern.

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