Urlaub unter langhaarigen Ziegen

Satan und Hooligan können nicht meckern: Auf über 200 Ziegen ist die Herde der „Cashmere Company“ in Chianti seit 1988 angewachsen. Für das Wellness-Programm der Gäste sorgt Ziegenmilchkosmetik à la Kleopatra

Am Anfang waren Satan und Hooligan. Dann blökten mit den beiden bärtigen Böcken noch zwei Ziegen unterm Feigenbaum. Fertig war das Paradies, auf halber Strecke zwischen Florenz und Siena. Hier entstand die bislang einzige registrierte Kaschmirziegenzucht in ganz Italien. „Wenn es ihn jemals gab, ist das hier der Garten Eden“, sagt Nora Kravis. Die Amerikanerin ist Hüterin der Zotteltiere. Und sie ist Chefin eines außergewöhnlichen Biobauernhofs: Nichts als pure Kaschmirziegenprodukte produziert „La Penisola“, ihre Farm inmitten der olivfarbenen Buschhügel unweit des kleinen Ortes Radda in Chianti.

Satan, Hooligan und ihre Söhne können nicht meckern: Auf über 200 Ziegen ist die „Cashmere Company“ seit 1988 angewachsen. Kein Gast, der von „La Penisola“ wegkäme, ohne beim Gläschen Chianti tief in die Augen einer Kaschmirziege zu blicken. Noch dazu sorgt die Gastgeberin dafür, dass Gäste und Ziegen sich im Laufe der Ferien zumindest olfaktorisch aneinander annähern: durch Nora Kravis’ selbst entworfene Ziegenkosmetik. Die Milch macht’s, die die Ziegenhüterin jeden Morgen um halb sechs eigenhändig melkt. Anfangs hat Kravis daraus nur Käse gemacht. Doch dann kam ihr eine bessere Idee: Was Kleopatra als Schönheitsexpertin der Antike schon wusste, musste nach wie vor funktionieren: „Ziegenmilch macht schön.“

Knapp 100 Meter vom Farmhaus entfernt, beherbergen ehemalige Stallungen die Früchte der antiken Beautytipps: Kleine Seifen, Shampoos, Badeschaum und Cremes. Kravis arbeitet nur zusammen mit lokalen Seifenherstellern, Dermatologen und Kosmetikexperten. Auch die naturfarbenen Kaschmirschals und -decken werden von Frauen in den umliegenden Dörfern gewebt.

Nora Kravis züchtet inzwischen Ziegen für ein anderes revolutionäres Projekt. Ein befreundeter Psychologe in Norditalien bestellte eine kleine Herde zur Therapie geistig behinderter Menschen. „Weil sie so personenbezogen, freundlich und weich sind, sind Kaschmirziegen dafür besonders gut geeignet“, meint die Veterinärmedizinerin.

Satan, Hooligan und die anderen Böcke werden schon bald wieder aus ihrem Männergehege entlassen werden. Satans Nachfahren sollen ins Reich der Vampire: Eine Bauernkooperative in den rumänischen Karpaten will es mit einer Herde Kaschmirziegen aufnehmen.

ANTJE PASSENHEIM