OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Betrachtet man die Filme von Veit Harlan einmal jenseits seines Rufs als bekanntester Propagandaregisseur der Nazi-Zeit, fällt einem ein Widerspruch auf, der Themen und Stil seiner Werke nachhaltig prägt. Auf der einen Seite steht eine Künstlichkeit, die man vom Melodram, Harlans bevorzugten Genre, geradezu erwartet: pathetische Figuren, schwülstige Gefühlsaufwallungen, überladene Interieurs und eine Musik, die mit ahnungsvollen Chören vom kommenden Unheil kündet. Auf der anderen Seite aber steht Harlans Liebe zur Natur, sein Gespür für Landschaft und eine unverdorbene Erotik. Sehen kann man das auch in „Die goldene Stadt“ (1942) und „Immensee“ (1943), die jeweils einen Gegensatz zwischen jenen Figuren beschreiben, die aus der geistigen und räumlichen Enge ihrer Dörfer ausbrechen wollen, und den bodenständigen Charakteren, die sich in ihrer Heimat endgültig eingerichtet haben. Das könnte nach Blut-und-Boden-Ideologie riechen, doch Harlan denunziert seine Figuren nicht: weder den Komponisten Reinhardt in „Immensee“, dessen unstetes Leben seine große Liebe Elisabeth einem langweiligen Konkurrenten in die Arme treibt, noch die Bauerntochter Anna in „Die goldene Stadt“, deren Flucht vor dem strengen Vater der Film mit Sympathie begleitet. Fatal sind in „Die Goldene Stadt“ hingegen die schlimmen Ausfälle gegen die Tschechen: Eine Szene, in der ein Mann von den Dorfbewohnern fast zu Tode gebracht wird, ist von beispiellosem Sadismus (Immensee, 9. 9., 15.30 Uhr, Die goldene Stadt, 10. 9., 16 Uhr, Babylon Mitte).

Der bunte Abenteuer-Zweiteiler „Der Tiger von Eschnapur“ und „Das indische Grabmal“ (1959) ist geradezu klassischer Fritz Lang: Die Geschichte vom deutschen Architekten, der sich in Eschnapur in die zukünftige Maharani verliebt, erzählt einmal mehr von Rache und Tod, von Schicksal und Architektur. Letztere nutzt Lang vor allem als dramaturgisches Element: Die Protagonisten werden von Palästen, Tempeln und unterirdischen Gängen förmlich beherrscht. Und dann gibt es da noch die Amerikanerin Debra Paget als Tempeltänzerin Seetha: Ihre Tänze vor der Statue einer Fruchtbarkeitsgöttin gehören zum Erotischsten, was das Kino zu bieten hat (9. 9., 18 & ­20. 30 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Als wohl erster Psychoanalysefilm kann G. W. Pabsts „Geheimnisse einer Seele“ (1926) gelten, dessen Wert heute vor allem in den surreal anmutenden Traumsequenzen liegt, die der Kameramann Guido Seeber durch komplizierte Mehrfachbelichtungen in seiner Kamera erschuf (9. 9., 24 Uhr, Babylon Mitte).