MUSIK

MusikStephanie Grimmhört auf den Sound der Stadt

Es wird kühler. Setzen wir den Schwerpunkt also auf die menschliche Stimme. Schließlich ist die wie kein anderes Instrument geeignet, die Antennen noch einmal nach außen auszurichten, auf dass man sich nicht zu früh einigelt.

Da wäre gleich für den Donnerstag das Punk-Trio L.A. Witch in der Kantine Berghain (Am Wriezener Bahnhof, 20 Uhr, 15,80 €) zu erwähnen. Die Damen bringen die Weite des Wüsten-Rocks mit der Schrammeligkeit der Garage zusammen. Sängerin und Gitarristin Sade Sanchez lässt ihr Organ mal Geknurre, mal Geheule sein. Worum es genau geht, ist nicht so leicht auszumachen, doch Signalwörter wie „darkness“ oder „hell“ markieren das Terrain. Monothematisch, düster, gut.

Deutlich breiter aufgestellt ist man da im Rahmen des Musikfests, ebenfalls am Donnerstag, bei Chorus & Orchestra MusicAeterna in der Philharmonie (Herbert-von-Karajan-Str. 1, 20 Uhr, ab 19,80 €). Der griechische Orchesterleiter Teodor Currentzis hat schon so manche Kontroverse ausgelöst, was wohl daran liegt, dass er zusammendenkt, was dem Kanon zufolge nicht zusammengehört.

An diesem Abend werden Kompositionen aus fast einem ganzen Jahrtausend präsentiert. Die Universalgelehrte Hildegard von Bingen etwa beschäftigte sich vor fast 1.000 Jahren nicht nur mit Heilkräutern, sie komponierte auch. Das Programm huldigt ihrer Gregorianik ebenso wie der Neuen Musik des vergangenen Jahrhunderts. Und wer hören möchte, wie acht Chöre und vierzig Stimmen zusammen klingen, kann das bei MusicAeternas’ Interpretation von Thomas Tallis’ „Spem in alium“ erleben.

Sogar Barack Obama brachten sie dazu, auf ihrer Bühne zu tanzen, die in ihrer Heimat Kenia (und darüber hinaus) sehr populäre Popband Sauti Sol. Am Freitag spielen sie im Kesselhaus (Knaackstraße 97, 20 Uhr, 25 Euro inklusive Aftershowparty).Ihr halb dem Spanischen entliehener Bandname heißt übersetzt übrigens „Stimmen in der Sonne“. Schließlich haben die Kenianer Mitte der Nullerjahre als A-capella-Projekt begonnen, später kamen Afro-Beats und Gitarrenriffs dazu.

Mehr stimmliche Theatralik ist von den Sparks am Dienstag im Columbia Theater (Columbia­damm 9–11, 20 Uhr, 38,50 Euro) zu erwarten. Wer mal versucht hat, „This Town Ain’t Big Enough For Both Of Us“, den größten Hit der Art-Pop-Ekletizisten auf einer Karaokebühne zum Besten zu geben, weiß wovon ich spreche. Wer also eine Nachhilfestunde in Sachen manieriertem Gesang erleben möchte, sollte hingehen. Und alle anderen auch. Wer weiß, wie oft man die Brüder Ron und Russell Mael noch erleben kann, schließlich blicken die bereits auf 50 Jahre gemeinsames Musikschaffen zurück.