Porträt: Die Eis-Paddlerin
Ein Eisbecher mit drei Kugeln ist Standard. Freya Hoffmeister gönnte sich einen mit fünf. Es war die Belohnung nach 151 intensiven Tagen, die schöne Erlebnisse mit sich gebracht hatten, aber auch strapaziös waren. Die Extrem-Paddlerin aus Husum hat den ersten Teil ihrer Nordamerika-Umrundung in einem Kajak absolviert. Als sie Cape Kiwanda an der Küste von Oregon erreichte, hielt sie ihr Doppelpaddel an beiden ausgestreckten Armen über ihren Kopf und lächelte strahlend. Wieder festen Boden unter den Füßen, führte ihr erster Weg zu einer Eisdiele.
Das nennt man dann wohl stilecht. Die 53-Jährige hatte Ende der achtziger Jahre eine Erbschaft genutzt, um sich mit einer Eisdiele in Husum selbstständig zu machen. Über die Jahre hinweg baute sie ihr Geschäft zu einer Kette aus. Der Erfolg führte dazu, dass Hoffmeister ausreichend Geld zur Verfügung steht, um ihren nächsten großen Traum zu realisieren. Die ehemalige Teilnehmerin an einem Miss-Germany-Wettbewerb möchte im Kajak ihren dritten Kontinent umfahren.
Im Jahr 2009 hatte sie als erste Frau und zweiter Mensch nach dem Neuseeländer Paul Caffyn (1981-1982) in einer Alleinfahrt Australien umrundet. Sie benötigte 332 Tage für die 13.714 Kilometer lange Strecke. Von August 2011 bis April 2015 bewältigte sie in vier großen Etappen die 22.000 Kilometer lange Umrundung Südamerikas. Und nun also Nordamerika.
Am 25. März startete sie in Seattle, der größten Stadt im Nordwesten der USA. Nach 128 Tagen erreichte sie Kodiak am Golf von Alaska. Die 6.000-Einwohner-Stadt ist der bislang nördlichste Punkt ihrer Umrundung. Nach einem Rückflug nach Seattle ging es von dort aus noch Richtung Süden, bis nach Cape Kiwanda.
Aufgeteilt in Blöcke von drei bis fünf Monaten Reisezeit hat Hoffmeister neun Jahre für ihre 50.000 Kilometer lange Reise veranschlagt. „Es können auch zwölf werden, je nachdem, wie meine persönlichen Verhältnisse sich entwickeln und meine physischen Konditionen“, hatte sie im Frühjahr gesagt. Dazwischen geht es immer wieder zurück nach Husum.
„Der größte Unterschied zu meinen bisherigen Unternehmungen bestand darin, dass ich nicht mehr die ganze Etappe allein gefahren bin, sondern dass ich versucht habe, passende Paddel-Partner zu finden“, erzählt Hoffmeister.
Die Natur auf ihrem Weg durch Kanadas und Alaskas Gewirr an Inseln sei unglaublich schön gewesen. „Die vielen riesigen Gletscher, dazu diese fantastische Tierwelt mit Walen, darunter viele Orcas, Seelöwen, Robben – es war eine 1a-Paddel-Umgebung“, sagt sie. Im kommenden März will sie die Umrundung fortsetzen. GÖR
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