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Das reinste Ernähren

PULVER Früchte jenseits der Norm verarbeitet ein Bremer Start-up zu Instant-Obst: ein Lebensmittel-Retter-Versuch für alle, denen eine Mango zu kompliziert ist

Algen, Spinat, und Ananas als Pulver – klingt nach Astronautennahrung, gibt’s aber längst im Supermarkt. Man kann die Pulver in Smoothies rühren, übers Müsli streuen oder in den Kuchenteig. Der Markt brummt, und seit März mischen die Bremer Jungunternehmer Vita Jarolimkova, Adriana Balazy und Gerald Perry Marin mit. Fo-Po – kurz für Food-Powder, also Lebensmittelpulver – nennen sie ihr Start-up.

Mit dem wollen sie laut Marin „das Problem lösen, dass so viele Lebensmittel weggeworfen werden“: Sie kaufen den Bauern auf den Philippinen, in Israel und demnächst auch in Kenia unförmige Mangos, zu krumme Bananen und Avocados mit kleinen Makeln ab, die diese sonst nicht losgeworden wären, was nebenbei die Gewinnspanne erhöht. Die aussortierten Früchte lassen die drei 26-Jährigen vor Ort gefriertrocknen, pulverisieren und dann per Schiff nach Deutschland transportieren.

„Wir wollen die Lücke füllen zwischen dem, was man an Vitaminen zu sich nehmen sollte und was man am Tag tatsächlich schafft“, sagt Jarolimkova. „Wir essen noch frische Früchte“, ergänzt Balazy und lacht. Aber eine Ananas müsse man erst schneiden und als Single schaffe man die oft gar nicht. Ein Teil lande im Müll.

„Die Pulver sind ein Stück weit Gewissensberuhigung“, entzaubert Ernährungswissenschaftlerin Dorothee Straka von der Hochschule Osnabrück das Geschäftsmodell: „Man muss sein Verhalten gar nicht ändern.“ Problematisch findet sie, dass die Produkte vor allem junge Leute ansprechen. Denn die würden deshalb nicht mehr lernen, wie man sinnvoll einkauft, welche Mengen man überhaupt verbraucht und wie Lebensmittel zubereitet werden. „Ich verliere den Bezug zum Essen“, sagt sie. „Das ist reines Ernähren.“ Und teurer seien die Pulver auch: 50 Gramm Mangopulver von Fo-Po entsprechen nach deren Angaben einer Mango. Es kostet 3,50 Euro – viel mehr, als eine frische Mango im Supermarkt kostet.

Auch das Geschmackserlebnis sei ein anderes, sagt Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Beim Verarbeiten gehe Aroma verloren. Einige der Fo-Po-Fruchtpulver kompensieren das durch den Pflanzensüßstoff Stevia: Sie waren den drei Jungunternehmern zu sauer. (dpa/taz)

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