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kurzkritikHendricks Höhen und Tiefen

Warum müssen schwarze Sopranistinnen als Zugabe immer einen Spiritual singen? Weil sich das weiße Publikum dann besonders freut. Dabei ist Barbara Hendricks „Oh, what a beautiful City“ eher einer der schwächeren Beiträge zu ihrem „Glocke“-Musikfestkonzert.

Was Hendricks besonders gut kann, ist französisch. Bizets „Ouvre ton coeur“ gibt ihr Gelegenheit zu jenen genüsslich ausgekosteten Artikulationen, für die sie zu Recht so berühmt ist. Gemein hingegen ist das deutsche „e“. Leider jedoch, statistisch erwiesen, auch der häufigste Vokal. Beispiel Goethe: „Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg.“ Beethoven machte daraus sein Opus 75.1, ein Werk, das sich für Hendricks als suboptimaler Konzerteinstieg erweist. In voluminöser Höhe verliert sich die Dichte, die Tiefe bleibt zu häufig ein seltsam isoliertes Stimmregister.

Konzentrieren wir uns also erstmal auf den Pianisten. Der gilt als „einer der originellsten“ seiner Generation. Die Frisur an die Frackschöße angepasst, sitzt Derwinger am Flügel, der messerscharfe Anschlag verbreitet eine Aura unnahbarer Perfektion. Ob er in seinen Tasten auch schwelgen kann? Ja. Bei Poulencs Liedern wird Derwinger zum kongenialen Partner des Hendrick’schen Klangstroms: „Mon cadavre est doux comme un gant“. Man muss das ja nicht übersetzen.

Der Höhepunkt des Abends ist Xavier Montsalvatges „Cinco Canciones Negras“. Geschmeidig durchläuft Hendricks Stimme sowohl die karibisch angehauchte Harmonik als auch alle Vokalregister, ist zart, rund und – großartig. Henning Bleyl

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