Portrait
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Ermittelt in Guatemala: Iván Velásquez Gómez Foto: reuters

Der Jurist im Fadenkreuz

Wer gegen Korruption vorgeht und sich mit den Mächtigen anlegt, macht sich Feinde. So erging es auch dem kolumbianischen Juristen Iván Velásquez Gómez. Der Chef der UN-Kommission gegen Straflosigkeit in Guatemala wurde zur Persona non grata erklärt und ausgewiesen. Doch jetzt stoppte das Oberste Gericht Guatemalas die von Präsident Jimmy Morales verfügte Ausweisung.

Angelegt hat sich Velásquez Gómez just mit dem Staatsoberhaupt: Die UN-Antikorruptionskommission beantragte die Aufhebung der Immunität von Morales, um Unregelmäßigkeiten bei seiner Wahlkampffinanzierung im Jahr 2015 zu untersuchen. Der ehemalige Komiker und Fernsehstar Morales gewann die Wahl damals mit dem Versprechen, die Korruption in Guatemala zu bekämpfen.

Für Velásquez Gómez ist es nicht der erste Disput mit Machthabern des zentralamerikanischen Landes. Bereits 2015 half der oberste UN-Korruptionsermittler bei der Aufdeckung einer Bestechungsaffäre. Der damalige Präsident Otto Pérez Molina musste daraufhin zurücktreten und sitzt heute im Gefängnis.

Schon lange macht sich der 62-jährige Velásquez Gómez in seiner Heimat Kolumbien als engagierter Staatsanwalt und Ermittlungsrichter einen Namen. Er untersuchte Verbrechen und Machtmissbrauch von Militärs im Krieg gegen die Guerilla. Später koordinierte er eine Kommission des Obersten Gericht, die Verbindungen von Politikern zu paramilitärischen Todesschwadronen aufdeckte. Die Ermittlungen brachten über 50 Abgeordnete hinter Gitter und den früheren kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe in arge Bedrängnis.

Sein beharrlicher Einsatz gegen Menschenrechtsverletzungen ist nicht ungefährlich. Wie einige Kollegen erhielt Velásquez Gómez damals Drohungen und geriet ins Fadenkreuz von Killertrupps. Auch der frühere Sicherheitsdienst DAS beteiligte sich an der Einschüchterung des mutigen Juristen.

Velásquez Gómez stammt aus Medellín, wo er auch sein Jurastudium absolvierte und promovierte. 2012 wurde er mit dem Menschenrechtspreis des Deutschen Richterbunds ausgezeichnet. Andreas Behn