piwik no script img

Insolvenz sorgt für gereizte Stimmung

Flugverkehr Was sagen die Reisenden am Flughafen Tegelzum Wirbel um Air Berlin?

Mittwoch am Flughafen Tegel: Air-Berlin-Reisende tummeln sich am Terminal. Während sich parallel der Gläubigerausschuss konstituiert, um über die Zukunft der insolventen Fluglinie zu beraten, scheint hier alles seinen normalen Gang zu gehen.

Leon Giese (19) arbeitet neben seinem Studium für eine Zeitarbeitsfirma am Terminal. „Seit Bekanntgabe der Insolvenz hat sich am Flugbetrieb nicht viel geändert“, sagt Giese. Beim Check-in und dem Abmessen des Handgepäcks merke er jedoch, dass viele Fluggäste ihren Unmut in den letzten Tagen stärker zum Ausdruck brächten. „Kommt es zu Verspätungen oder Kritik am Service heißt es schnell: Nie wieder Air Berlin!“

Stefan Santos aus Stockholm erfuhr kurz vor seinem Abflug von der Insolvenz. Eine Information über die aktuelle Lage der Airline erhielt keiner der befragten Fluggäste. „Hätte ich das gewusst, ich hätte bei Scandinavian Airlines gebucht“, sagt Santos. Er ist aus beruflichen Gründen in Berlin. „Einen Zeitverlust kann ich mir im Fall einer Stornierung nicht leisten.“

Jörg und Sabine Berg aus Hamburg würden ihren Flug nicht wieder bei Air Berlin buchen. Es geht für sie nach New York. „Wir vertrauen darauf, dass alles gut geht“, sagt Jörg Berg. Die Angst, dass ihr Rückflug gecancelt werden könnte, ist trotzdem da. Mit der österreichischen Fluglinie Intersky habe das Paar schlechte Erfahrungen gemacht. Sabine Berg: „Das Insolvenzverfahren läuft noch, aber das Geld ist für uns als Privatpersonen wohl verloren.“

Entspannter blickt Sabine Mül­ler (37) ihrem Flug nach Köln entgegen. „Ich würde auf jeden Fall wieder buchen.“ Sicherheit gebe ihr, dass der Bund Air Berlin einen Kredit über 150 Millio­nen Euro gewährt hat, um den Flugverkehr in den nächsten drei ­Monaten aufrechtzuerhalten.

Auch Markus Ertz (51) ist zuversichtlich. „Ich hoffe, dass ein stabiles Unternehmen den größtmöglichen Teil der Airline übernimmt“, sagt er. Hauptsache, es gebe dann weiterhin die Verbindung, die er zwischen Saarbrücken und Berlin einmal im Monat nutze. „Dafür wäre ich auch bereit, mehr zu zahlen.“ Anna Parrisius

Inland

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen