Autofahrer sind Mörder

Frankreich Mysteriöser Mann manövriert Minibus in Marseille in Menschen

PARIS/MARSEILLE ap/dpa/afp/taz | Ein Minibus hat am Montagmorgen zwei Bushaltestellen in der französischen Hafenstadt Marseille gerammt. Dabei seien eine Frau getötet und ein Mann verletzt worden, erklärte ein Polizeisprecher. Die beiden betroffenen Bushaltestellen sind etwa fünf Kilometer voneinander entfernt und liegen im Norden von Marseille. Der Mann wurde an der ersten Haltestelle im 13. Stadtbezirk verletzt, an der zweiten im 11. Stadtbezirk kam die Frau ums Leben.

Es sei zu früh, von Terrorismus als Motiv zu sprechen, aber „angesichts der Zeiten“ könne dies auch nicht ausgeschlossen werden, sagte der Polizeisprecher. Der Generalstaatsanwalt von Marseille, Xavier Tarabeux, erklärte hingegen, es gebe „derzeit keinen Ansatzpunkt, um diesen Akt als terroristischen Akt zu bezeichnen“.

Der Fernsehsender BFM berichtete, ein Augenzeuge habe sich das Nummernschild des Minibusses notiert und es der Polizei mitteilen können. Das Fahrzeug wurde auf dem Weg in die Marseiller Altstadt aufgehalten, was Befürchtungen nährte, der Fahrer habe einen weiteren, größeren Anschlag im Stadtzentrum geplant. Der Stadtteil Vieux Port um den Hafen von Marseille herum wurde weiträumig abgeriegelt, auch Soldaten waren im Einsatz. Der Fahrer wurde schließlich in Sichtweite zahlreicher Schaulustiger festgenommen. Augenzeugen zufolge war er unbewaffnet und ergab sich sofort.

Französische Medien nannten den Festgenommenen als einen 34-jährigen Franzosen namens Idriss H., der nicht aus Marseille stamme, sondern aus La Tronche, in der Nähe der Großstadt Grenoble. Der Sender Franceinfo berichtete, der Verdächtige sei der Polizei wegen Drogenhandels, Diebstahls und Waffenbesitzes bekannt gewesen. Die Geheimdienste, die in Frankreich mutmaßliche islamistische Gefährder erfassen, hätten ihn jedoch nicht gekannt.

Idriss H. soll sich außerdem in psychiatrischer Behandlung befunden haben. Bei dem Festgenommenen sei ein Schreiben einer psychiatrischen Klinik gefunden worden, so die Staatsanwaltschaft. Das Fahrzeug enthalte noch weitere Gegenstände, die noch untersucht werden müssten. Die Zeitung La Provence berichtete, er sei nach Marseille gekommen, um sich behandeln zu lassen, und habe während seiner Mordfahrt mit seiner Klinik telefoniert.

Anfang des Monats war ein Mann bei Paris in eine Gruppe Soldaten gefahren; es ermitteln Anti-Terror-Experten. Vergangene Woche raste östlich von Paris ein Mann mit einem Fahrzeug in eine Pizzeria und tötete ein Mädchen – dort hat die Staatsanwaltschaft ein terroristisches Motiv ausgeschlossen.