Max Nölke hat sich auf dem Pariser Platz bei der Mahnwache für Heather Heyer umgeschaut
: Entschieden gegen alte und neue Nazis, überall

Mal schimmert die Sonne durch die Bögen des Brandenburger Tors. Dann verschwindet sie wieder hinter dem Sandstein. Und zeigt sich erneut. „Schön, dass die Sonne noch rausgekommen ist“, hört man aus der Menge. Das wechselnde Licht der wandernden Abendsonne findet im Rücken von Kathleen Brown statt. Eine Frau von kleiner, zierlicher Statur. Immer wieder hebt sie kampfbereit die Faust. Mit inbrünstiger Stimme ruft sie an diesem Mittwochabend vor dem Brandenburger Tor zu „smash fa­scism“, „fuck the AfD“ und „unite to fight the right“ auf.

Um Kathleen Brown herum steht ein breites Bündnis von Organisationen, die eines eint: Man will die Stimme erheben. Immer wieder fallen die Worte Solidarität, Zusammenhalt und Stärke im Kampf gegen rechts. „Rest in Power“ ist die Parole an diesem Abend im Gedenken an Heather Heyer.

Mehrere Hunderte sind an diesem milden Sommerabend auf dem Pariser Platz zusammengekommen, um der in Charlottesville in Virginia getöteten Demonstrantin zu gedenken.

Vergangenen Samstag wurde die 32-jährige Heyer bei einer Demons­tration von einem US-amerikanischen Neonazi getötet, als dieser mit seinem Auto in eine Menschenmenge fuhr. Heather Heyer wollte auf Hass mit Liebe antworten, meinen einige am Mittwoch. Ihr Mörder antwortete mit Hass.

Ein Zeichen von „The Coalition“

Um den Nazis etwas entgegenzusetzen, rief Kathleen Brown die Mahnwache auf dem Pariser Platz ins Leben. Die US-Amerikanerin ist eine der InitiatorInnen des Zusammenschlusses „The Coalition“, der sich gegen Rechtsex­tremismus positioniert. Das berlinbasierte Netzwerk gründete sich infolge des Amtsantritts von Donald Trump im Januar. The Coalition kritisiert die Politik der neuen US-Administration und den Aufstieg der Neuen Rechten in Europa.

Den Kampf gegen rechts nimmt Brown friedlich auf, nur mit ihrer Stimme – aber mit Entschlossenheit und Schärfe. „Ich bin froh, dass auch so viele Berliner hier sind“, sagt sie und deutet auf das breite Spektrum ihrer Unterstützer.

Im Gold der Abendsonne ist das Publikum auf dem Pariser Platz tatsächlich äußerst bunt aufgestellt. Alt und Jung. „Schwarze, Latinos, Araber, Asia­ten bis hin zu Weißen“, wie Brown betont. „Wenn ich schon in Amerika nichts ausrichten kann, dann wenigstens hier“, sagt der Amerikaner Richard Mayda, der seit 25 Jahren in Berlin lebt. Aber solche Veranstaltungen beruhigen ihn, fährt er fort, „denn wir sind immer fünf gegen eins. Immer in der Mehrheit“.

Die Mahnwache dient auch als Aufruf: Viele Redner fordern zum Gegenprotest am Samstag in Spandau auf. Dort ist ein rechtsextremer Aufmarsch zum 30. Todestag von Ruldolf Heß geplant (mehr dazu auf Seite 22). Erwartet werden um die tausend Nazis.