Ode an kurze Tage

KAMMERPOP Minimalistische melancholische Lieder über das Nicht-Zu-Hause-Sein singt Daisy Chapman auf „Shameless Winter“. Nun ist die stimmgewaltige Britin wieder unterwegs und stellt ihr aktuelles Album im Rahmen eines Songs & Whispers-Spezials vor

Von Reisen singt Chapman, bei denen das Pech einziger Begleiter ist

VON JENS LALOIRE

Ein Piano, eine Loopstation und ihre Stimme. Mehr braucht Daisy Chapman nicht, um ihr Publikum in den Bann zu ziehen. Vor allem mit der Variabilität ihres Gesangs entwickelt die Singer/Songwriterin aus dem englischen Bristol eine zarte Kammerpop-Atmosphäre, in der man sich gern einrichtet: Chapmans Stimme wirkt hell, fein und fragil – und überrascht dann mit einer Kraft und Ausdrucksstärke, die den Vergleich mit anderen großen Vokalartistinnen nicht zu scheuen braucht. Eine „makellose Stimme“ hat ihr unlängst die deutsche Ausgabe des Rolling Stone bescheinigt.

Bis vor einem Jahr war Chapman noch Mitglied der britischen Endzeit-Balladen-Supergroup Black Crippled Phoenix um Ex-Iron Monkeys-Drummer Justin Greaves. Verlassen hat sie die epischen Postapokalyptiker, um sich ganz ihrer Solo-Karriere zu widmen. Morgen erscheint nun Chapmans drittes Studio-Album „Shameless Winter“, entstanden ist es während ihrer letzten Tour durch Europa und China. Und entsprechend ein Album über das Nicht-Zu-Hause-Sein geworden: Vom einsamen Touren durch den kalten europäischen Winter singt Chapman, von Reisen, auf denen das Pech der einzige Begleiter ist. Melancholische Balladen, mit Klavier untermalt, auf „Shameless Winter“ begleiten sie nun bisweilen ein Cello und Geigen. Musikalische Vorbilder wie Regina Spektor oder PJ Harvey klingen durch und natürlich Leonard Cohen.

Nach der Präsentation des Albums in ihrer Heimatstadt geht Daisy Chapman nun wieder auf Reisen, um „Shameless Winter“ in Deutschland vorzustellen. Den Auftakt bildet am Dienstag ein Konzert im Studio Bremen Nord in Bremen-Oberneuland. Das Konzert wird live mitgeschnitten und alle Gäste, die an diesem Abend Chapmans aktuelle CD vorzeigen können, bekommen einen Live-Mitschnitt vom Konzert nachgeliefert.

Erscheinen wird „Shameless Winter“ auf dem Label des Musiknetzwerks Songs & Whispers, das sich vor allem mit einer Konzertreihe, die der Bremer Heiko Grein 2009 ins Leben gerufen hat, um jungen britischen Musikern Auftritte in Deutschland zu ermöglichen, einen Namen gemacht hat. Während eines monatlichen „Circuits“ gehen zwei bis drei internationale Künstler drei Wochen lang gemeinsam auf Tour und spielen rund 35 Konzerte in Norddeutschland, Belgien sowie den Niederlanden.

Neben den monatlichen „Circuits“ veranstaltet Songs & Whispers außerdem Spezialveranstaltungen wie Wohnzimmerkonzerte in Privatwohnungen, Auftritte im ehemaligen Sendesaal von Radio Bremen oder Extra-Tourneen einzelner Künstler, deren Platten auf dem hauseigenen Label oder dessen Vorgänger „dandyland“ erschienen sind.

Viele der Singer/Songwriter oder Bands, die bei „Songs & Whispers“ auftreten, kommen aus Großbritannien – wie Daisy Chapman, die als Solokünstlerin ebenfalls ihre ersten Auftritte in Deutschland im Rahmen der Konzertreihe absolvierte. Auch wenn Chapman diesmal nicht gemeinsam mit einer anderen Band auf Tour geht, wird sie nicht allein auf der Bühne stehen: eine Cellistin begleitet die Pianistin und Sängerin auf ihrer Deutschlandreise.

■ Bremen: Di, 13. 11., 20 Uhr, Studio Bremen Nord, Mühlenfeldstraße 23; Hannover: Do, 15. 11, 20 Uhr, GIG Linden, Lindener Marktplatz 1; Osnabrück: Fr, 16. 11., 21 Uhr, Big Buttinsky, Johannisstraße 112; Bremen: Sa, 17.11., 21 Uhr, KITO, Alte Hafenstraße 30; Hamburg: Di, 20. 11., 21.30 Uhr, Freundlich + Kompetent, Gertigstraße 57