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Unterm Strich

Das Filmfest Hamburg kündigte an, den Douglas-Sirk-Preis für außergewöhnliche Verdienste um die Filmkultur und die Filmbranche in diesem Jahr an Wim Wenders zu vergeben. Der 72-jährige Wenders wurde durch Filme wie „Paris, Texas“ (1984) und „Der Himmel über Berlin“ (1987) weltberühmt, seither steht sein Name emblematisch für das deutsche Autorenkino. Wenders soll die Auszeichnung am 13. Oktober in der Hansestadt erhalten, wenn sein neuer, auf einem Roman von J. M. Ledgard basierender Film erstmals vorgestellt wird.

Der Intendant der Stuttgarter Oper, Jossi Wieler, hofft im Fall des russischen Regisseurs Kirill Serebrennikow auf politische Unterstützung. „Möglicherweise kann ein Dialog zwischen der russischen und der deutschen Politik helfen“, sagte Wieler der Süddeutschen Zeitung. Serebrennikow, der am 22. Oktober in Stuttgart „Hänsel und Gretel“ als erste Opernpremie­re der neuen Spielzeit inszenieren soll, sieht sich in Moskau mit Vorwürfen der Veruntreuung konfrontiert, sein Pass wurde eingezogen.

„Alle Vorgänge gegen ihn sind politisch“, so Wieler weiter. „Man will ihn als Künstler gängeln, kriminalisieren, marginalisieren.“ Im Juli hatte das Bolschoi Theater Serebrennikows Ballettstück über das Leben des Tänzers Rudolf Nurejew (1938–1993), der sich aus der Sowjetunion abgesetzt hatte und an Aids gestorben war, kurz vor der Welturaufführung gestoppt.

„Ich kann nur an die Verantwortlichen in Moskau appellieren, dass sie sich, Russland, uns und alle anderen nicht darum bringen, neue Aufführungen dieses Künstlers von Weltrang erleben zu können“, sagte Wieler. Die Stuttgarter Produktion könne niemand anders übernehmen. „Das ist so individuell, so persönlich, dass nur Kirill das machen kann.“

Das New Yorker Metropolitan Museum of Modern Art zieht nach Implementierung seiner Open-Acccess-Politik ein erstes positives Fazit. Im Februar hatte das Museum hochaufgelöste Fotos von insgesamt 375.000 Kunstwerken zur freien Nutzung online gestellt. Seither stiegen die Webseiten-Besucherzahlen rasant an, und auf Creative Commons beziehen sich mittlerweile zwei Drittel der Suchanfragen auf die Sammlung des Museums. Wie Artnet News berichtete, ist nun geplant, die Sammlung an Fotos der BigQuery-Datenbank hinzuzufügen. Damit stellt das Metropolitan Museum als erstes Museum weltweit einen visuellen Datensatz für das von Google gegründete Datenanalysesystem bereit.

Mit dem System könnten die Fotos automatischen Bild­erkennungsanalysen unterzogen werden. Loic Tallon, der Hauptdirektor für digitale Angelegenheiten des Museums, gerät angesichts der kontinuierlichen technologischen Weiterentwicklung von BigQuery ins Träumen. Schon bald werde es möglich sein, komplexere ästhetische Muster algorithmisch zu erfassen und zu ordnen oder gar computergenerierte Voraussagen über die zukünftigen Werke eines Künstlers zu treffen.

Ein Opfer des Brexit? Eine riesige Gartenbrücke über der Themse in London wird aus Finanznot nun doch nicht gebaut. Das teilten die Organisatoren am Montag in London mit. Die 366 Meter lange „Garden Bridge“ sollte als öffentlicher Park mit Bäumen und Blumen eine „Oase der Ruhe“ im Großstadtrummel bieten. Die Kosten wurden zuletzt auf bis zu 200 Millionen britische Pfund veranschlagt. Mehr als 37 Mil­lio­nen Pfund wurden bereits ausgegeben.

Die Organisatoren sprachen von einem „traurigen Tag für London“ und machten Bürgermeister Sadiq Khan von der oppositionellen Labour-Partei für das Scheitern des Projekts verantwortlich. Er lehnte eine Finanzierung zulasten der Steuerzahler ab. Die Idee stammt noch aus der Zeit seines Vorgängers, des heutigen Außenministers Boris Johnson von den Konservativen. Das Projekt sollte durch öffentliche und private Gelder finanziert werden.

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